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Zins­zusatz­reserve: Asse­kurata schlägt Alarm

17.06.2016

Angesichts des Zinsverfalls sind neue, höhere Rekordzuführungen zur Zinszusatzreserve (ZZR) absehbar, so Assekurata im aktuellen Marktausblick Leben. Bis 2025 wird in dem Topf ein dreistelliger Milliardenbetrag gebunden sein. Die Rater mahnen Veränderungen bei den Zuführungs-Regeln an.

Auch wenn vereinzelt schon der Gipfel bei der Zinszusatzreserve (ZZR) erhofft wird, sprechen die Zahlen im aktuellen „Marktausblick zur Lebensversicherung 2016/17“ der Assekurata eine andere Sprache. Die Kölner Rater sehen aufgrund der hohen Belastung der Unternehmen „dringenden Handlungsbedarf“. Die Zuführung müsse gleichmäßiger und abgemilderter erfolgen, um die Versicherer zu entlasten.

Setzt sich das Niedrigzinsszenario fort, müssen die Lebensversicherer in den nächsten Jahren weitere Rekordsummen für die Zinszusatzreserve aufwenden, welche die hohen Garantien der Vergangenheit bilanziell absichern sollen.

Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH skizziert in ihrem jüngsten Marktausblick Szenarien, die von einem Gesamtvolumen von bis zu 225 Milliarden Euro 2025 ausgehen.

Realistischere Chance

Assekurata sieht bei dem in Zeiten eines zinsfreundlicheren Kapitalmarktumfeldes entwickelten Konzept der Zinszusatzreserve (ZZR) „dringenden Handlungsbedarf“. Die aktuelle Berechnungsmethodik, die mit dem Bezugszins „zehnjähriger Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatz“ auf einem Referenzzinsverfahren basiert, führe auch künftig zu hohem Nachreservierungsbedarf.

„Eine generelle Reduzierung der insgesamt zu stellenden ZZR wird der Kapitalmarktsituation nicht gerecht. Jedoch sollte die Geschwindigkeit, mit der dieses Niveau erreicht wird, gleichmäßiger und abgemilderter erfolgen“, so Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung der Ratingagentur.

Die Rater schlagen entweder einen „realistischeren Referenzzinssatz“ als den bisher gewählten Bezugszins oder die Verlängerung des Zeitraums vor.

„Die ZZR würde somit weiterhin ihre grundsätzliche Wirkung entfalten, zugleich jedoch die Lebensversicherungs-Branche übergangsweise entlasten. Damit hätten die Unternehmen auch bei anhaltenden Tiefzinsen eine realistischere Chance, sowohl die Anforderungen unter Solvency II als auch die der Zinszusatzreserve zu erfüllen“, so Heermann.

Mehr als das Vierfache

Mit der bisherigen Rekordzuführung von zehn Milliarden Euro 2015 beträgt der ZZR-Topf aktuell etwa 32 Milliarden Euro. Auf Grundlage des Niveaus des zehnjährigen Null-Kupon-Euro-Zinsswapsatzes in den ersten Monaten 2016 von rund 0,67 Prozent errechnet Assekurata für 2016 einen Referenzzins von 2,56 Prozent.

Damit müssten die Lebensversicherer 14 bis 15 Milliarden Euro für die ZZR nachreservieren. Das wäre noch mehr, als Assekurata im Januar auf Basis der damaligen Zinsentwicklung prognostiziert hatte.

Eine Abschwächung des Nachreservierungsbedarfs wird für die kommenden Jahre zwar nicht erwartet. Die Rater haben dennoch verschiedene Verläufe des Referenzzinses simuliert und auf dieser Basis die künftig zu bildendende Zinszusatzreserve abgeschätzt.

Ergebnis: Im günstigen Fall beträgt der ZZR-Topf 2025 nur 125 Milliarden Euro, im ungünstigen 225 Milliarden Euro. Bei einer Seitwärtsbewegung wären es rund 175 Milliarden Euro.

Szenario: Seitwärtsbewegung der Zinsen (Bild: Assekurata)
Szenario: Seitwärtsbewegung der Zinsen
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Selbst 0,9 Prozent könnten zu viel sein

Im günstigen Fall würde der Bezugszins ab 2017 treppenförmig steigen und bis 2025 ein Niveau von 1,90 Prozent erreichen. Würde der Bezugszins jedoch kontinuierlich weiter absacken, müssten die Unternehmen 2021 selbst für die Verträge der kommenden Rechnungszinsgeneration von 0,90 Prozent bilanziell vorsorgen.

Szenario: Fallende Zinsen (Bild: Assekurata)
Szenario: Fallende Zinsen
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Die Reservierungs-Anforderungen in dieser Höhe würden die Branche massiv belasten und auf breiter Linie zu Finanzierungsengpässen führen, so Assekurata.

In ihrem Marktausblick nimmt die Ratingagentur unter anderem auch Stellung zum Erkenntniswert des neuen Eigenkapitalregimes Solvency ll für Externe und zum Trend zu Altersvorsorgeprodukten mit flexibler oder reduzierter Garantieverzinsung. Für letztere werde die qualifizierte Beratung vor allem weniger investmentaffiner Kunden immer wichtiger.

Weitere Details finden sich in dem 23-seitigen Ausblick, der über diesen Link als PDF-Dokument zu erreichen ist.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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