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R+V will mit Di­gi­ta­li­sie­rung wach­sen, nicht spa­ren

26.04.2017

Für das 100-jährige Firmenbestehen im Jahr 2022 hat sich der neue R+V-Chef Rollinger einiges vorgenommen. In der Bilanzpressekonferenz erläuterte er seine Strategien und legte Zahlen das vergangene Jahr sowie ein „starkes“ Auftaktquartal vor.

Die Versicherungsgruppe R+V will in den nächsten Jahren jeweils mehr als 100 Millionen Euro in Digitalisierungsprojekte investieren. Dabei will man den Draht zu den Banken des genossenschaftlichen Verbundes stärken und „persönlich“ in der Beratung bleiben, wie der neue Chef betonte.

„Die Digitalisierung ist für uns ein Wachstumsthema, kein Abbauprogramm – und Rationalisierungen sind nur ein willkommener Nebeneffekt“, sagte Dr. Norbert Rollinger, der seit Jahresbeginn Chef der R+V Versicherung AG ist, gestern auf der Bilanzpressekonferenz. Bei seinem Strategieprogramm „Wachstum durch Wandel“ wird der „Kunde zur Chefsache“.

Norbert Rollinger (Bild: Lier)
Norbert Rollinger (Bild: Lier)

Um persönliche Beratungen gehe es auch künftig. Die Gruppe werde kein digitaler Versicherer, sondern wolle „digital persönlich unterwegs“ sein. Gleichwohl würden auch einfache Produkte für den Online-Abschluss entwickelt, aber eben mit Anknüpfungen an die persönliche Beratung, so Rollinger.

Kundenkontakt der Banken nutzen

Mehr als 100 Millionen Euro sollen künftig pro Jahr in die „Zukunftsfähigkeit“ investiert werden. Allein die Initiativen aus „Wachstum durch Wandel“ kosten in den nächsten fünf Jahren zusätzlich über 100 Millionen Euro.

Mit diesem Geld will man sich noch enger mit der genossenschaftlichen Finanzgruppe verzahnen und deren „hochfrequenten“ Kundenkontakt zum eigenen Vorteil nutzen. „Jede Woche fusioniert eine genossenschaftliche Bank“, so Rollinger. Doch deren Kunden gingen ja dem Verbund an sich nicht verloren, sondern erforderten weiterhin Betreuung.

An die Bankenstruktur des Verbundes passe man sich mit der Verringerung der Vertriebsdirektionen auf vier von bisher fünf an. Einen Rückzug aus der Fläche gebe es aber nicht. „Wir bleiben im Angriffsmodus“, so Vertriebschef Heinz-Jürgen Kallerhoff. „Den produktiven Außendienst wollen wir ausbauen, innen könnten es eher weniger Mitarbeiter werden“.

Heinz-Jürgen Kallerhoff (Bild: Lier)
Heinz-Jürgen Kallerhoff (Bild: Lier)

Die R+V-Gruppe ist eigenen Angaben zufolge der größte Bankenversicherer. Den ihnen angeschlossenen Raiffeisen- und Volksbanken wurden 2016 rund 470 (2015: 465) Millionen Euro Provision und Boni gezahlt.

Kein Stellenabbau

Anders als Wettbewerber soll die digitale Transformation keine Arbeitsplätze kosten. Da nachhaltiges Wachstum und guter Service qualifizierte Mitarbeiter brauche, würden aktuell keine Stellen abgebaut, so Rollinger. Vielmehr sollten die Mitarbeiter auf neue Anforderungen durch die Digitalisierung geschult werden. 2016 war die Belegschaft sogar leicht um 288 auf 15.580 Personen gestiegen.

Dank der außerordentlichen Finanzstärke und konsequenter Effizienzsteigerungen in den letzten Jahren bedürfe es auch keiner zusätzlichen breiten Kostensenkungsprogramme, und die Investitionen könnten aus eigener Kraft finanziert werden.

Die Gruppe kommt auf eine Solvency-ll-Quote von 235 Prozent, ohne dass die Übergangsregelung in Anspruch genommen wird. Für die R+V Lebensversicherung AG wurde eine Solvenzquote von 421 Prozent genannt.

Bis 2022, das Jahr ihres 100-jährigen Bestehens, soll die R+V-Gruppe ihr Beitragsvolumen von aktuell 15,8 Milliarden Euro auf 20 Milliarden Euro steigern. Wachstumsfelder sind unter anderem die betriebliche Altersvorsorge, Firmenkunden- sowie Plattformgeschäft, Pflege und der Ausbau der aktiven Rückversicherung.

Kräftig gestartet

2016 ist die Gruppe in der HGB-Bilanzierung um 4,8 Prozent auf 15,75 Milliarden Euro gewachsen. Nach dem Rechnungslegungs-Standard IFRS, der unter anderem keine Sparanteile in Fondspolicen berücksichtigt, ging es um 1,6 Prozent auf 14,77 Milliarden Euro gebuchte Bruttoprämien aufwärts.

Überdurchschnittlich stark war nach Unternehmensangaben auch das erste Quartal 2017 mit einem Beitragsplus um 5,2 Prozent auf 4,5 Milliarden Euro. Der Krankenversicherer legte in den ersten drei Monaten um über acht Prozent zu.

„Auch in der Lebensversicherung sind wir gut unterwegs. Garantieprodukte und betriebliche Altersvorsorge sind die Zugpferde“, so Rollinger. Unverändert hält die Gruppe an Produkten mit klassischen Garantien fest. Diese hätten 2016 rund 60 Prozent des Neugeschäfts ausgemacht.

„Erfolgreich waren auch die Auto-Abwerberunden“, sagte Rollinger. 2016 seien insgesamt zusätzlich 150.000 Verträge in der Kraftfahrtversicherung zusätzlich akquiriert worden; der Bestand liege nun bei 4,2 Risiken.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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