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So sind deutsche Immo­bilien­besitzer versichert

21.07.2017

Über welchen Vertriebsweg sie Gebäude- und Hausratversicherungen abschließen, welcher Schutz ihnen am wichtigsten ist und wie es um den allgemeinen Zustand ihres Eigenheims steht, zeigt eine Untersuchung der Beratungsgesellschaft HNW Consulting.

Versicherungsvertreter und Makler sind für Eigenheimbesitzer die erste Anlaufstelle in Sachen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung. Zu diesem und anderen Ergebnissen kam die repräsentative Online-Befragung von 1.000 Menschen der Beratungsgesellschaft HNW Consulting. Die Mehrheit der Häuser und Eigentumswohnungen wurde zwischen 1950 und 2000 gebaut und wird von zwei Personen bewohnt. Besonders der Schutz vor den Folgen von Feuer und Leitungswasseraustritt ist den Befragten wichtig. Bei der Sanierung von alten Wasserleistungen sind die Deutschen nachlässig. 59 Prozent haben diese noch nie oder nicht innerhalb der letzten 27 Jahre erneuert. Die Dächer der Befragten hingegen sind jünger.

Die HNW Consulting GmbH hat in einer nach eigenen Angaben repräsentativen Online-Umfrage 1.000 Immobilienbesitzer ab 18 Jahre zu ihrer Gebäude- und Hausratversicherung befragt. Die Umfrage wurde zwischen Dezember 2016 und Februar 2017 durchgeführt.

Dabei wollte die Beratungsgesellschaft wissen, auf welchem Wege die Befragten ihre Versicherung abgeschlossen haben, wie alt ihre Immobilien sind, welche Schäden sie besonders fürchten und wie regelmäßig sie Sanierungsarbeiten durchführen.

Zweipersonen-Haushalte im Einfamilienhaus

64 Prozent der befragten Immobilienbesitzer wohnen in einem Einfamilienhaus. Eine Eigentumswohnung wird von 29 Prozent der Befragten bewohnt, gefolgt von Zweifamilienhäusern oder Gebäuden mit mehreren Wohnungen mit 15 Prozent.

70 Prozent der Eigenheimer sind älter als 44 Jahre. Die Generation „60plus“ macht hiervon wiederum etwas mehr als die Hälfte aus. Sieben Prozent der Befragten waren im Alter von 18 bis 29 Jahre und 23 Prozent zwischen 30 und 44 Jahre alt.

Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer bewohnt ihre Immobilie mit zwei Personen (46 Prozent), gefolgt von Familien oder Wohngemeinschaften mit vier Personen und mehr (20 Prozent). Fast jeder fünfte Befragte lebt in einem Dreipersonenhaushalt (19 Prozent) und 15 Prozent sind Singles. 64 Prozent der Immobilien der Befragten wurden zwischen 1950 und 2000 gebaut. Jeweils knapp 18 Prozent der Gebäude sind jünger oder älter.

Vier Prozent besitzen keine Gebäudeversicherung

Laut der Studie haben 96 Prozent der Befragten eine Gebäude- und 91 Prozent eine Hausratversicherung. Das bedeutet umgekehrt, dass vier Prozent der Immobilienbesitzer nicht Gebäude- und neun Prozent nicht Hausrat-versichert sind.

Der stärkste Vertriebsweg für die beiden Versicherungsarten ist der Agenturvertrieb, heißt es in den Studienunterlagen. Die Befragten schlossen in 59 Prozent der Fälle ihre Gebäude- und 62 Prozent der Fälle ihre Hausratpolice über eine Versicherungsagentur ab. Zweitstärkster Vertriebsweg ist der über einen Makler, gefolgt vom Internet, der Hausverwaltung oder einer Bank oder Sparkasse.

Bild: Hinz

In den östlichen Gebieten der Bundesrepublik ist die Bindung zu Versicherungsagenturen mit sechs Prozent über dem Durchschnittswert stärker ausgeprägt als in der restlichen Republik, so ein weiteres Umfrageergebnis. In Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern haben Immobilienbesitzer seltener eine Versicherungsagentur aufgesucht als der Durchschnitt, wie die Studie zeigt.

Gebäude, die ab dem Jahr 2000 gebaut wurden, wurden zudem um im Durchschnitt sieben Prozent häufiger über das Internet versichert als früher gebaute Immobilien. Jedes fünfte Wohngebäude befindet sich in „Maklerhand“, was den Versicherungsabschluss betrifft, heißt es im Bericht. Bei besonders alten Häusern, die vor dem Jahr 1950 erbaut wurden, liegt dieser Anteil sogar bei 25 Prozent.

Auf diese Leistungen legen Versicherte den größten Wert

Sowohl in der Hausrat- als auch in der Wohngebäudeversicherung ist die Absicherung gegen das Risiko Feuer für die befragten Immobilienbesitzer der HNW-Studie am wichtigsten (41 Prozent der Antworten). Auf dem zweiten Platz folgt der Schutz vor Leitungswasserschäden (18 Prozent). Wohnungsbesitzern ist letztere Risikoabsicherung wichtiger als Hausbesitzern, während diese hingegen mehr Wert auf Feuerschutz legen.

Ein Einschluss von Sturm-, Elementar- und Einbruchdiebstahl-Schäden ist mit jeweils 13 Prozent der Antworten auf dem dritten Rang. Besonders jüngere Immobilienbesitzer legen eine hohe Wichtigkeit auf die Deckung von Einbruchschäden. Ebenso ist diese Deckung Ostdeutschen wichtiger als den Bewohnern der restlichen Regionen Deutschlands.

Blitz- und Überspannungsschäden liegen mit drei Prozent der Antworten abgeschlagen auf dem letzten Platz der abgefragten wichtigsten Risikoabsicherungen.

Bild: Hinz

Zwölf Jahre alte Silikonfugen im Bad

Anschließend an die Fragen zu bestehenden Versicherungen und deren Leistungen wollte die Beratungsgesellschaft wissen, wie es um die Sanierungsfreudigkeit der Versicherten steht. Dabei fanden die Studienautoren heraus, dass die durchschnittliche Badezimmer-Silikonfuge in deutschen Eigenheimen zwölf Jahre alt ist. Über 50 Prozent der Fugen sind älter als zehn und ein Viertel sogar älter als 20 Jahre.

Die Autoren mahnen, dass Leitungswasserschäden durch undichte, weil vielleicht veraltete Silikonfugen weitaus höhere Schäden verursachen als andere Leitungswasserschäden. Dadurch, dass in diesen Fällen Leitungswasser unbeachtet womöglich über Jahre in Wände und Böden tropft, müsse häufig gleich das gesamte Bad saniert werden.

Versichert wäre aber meist lediglich der direkte Folgeschaden aus undichten Fugen, nicht aber der Sanierungsaufwand, teilte HNW auf Nachfrage des VersicherungsJournals mit. Nicht selten führe dies zu Meinungs-Verschiedenheiten zwischen Versicherer und Versichertem.

Undichte Fuge vor Gericht

Im Mai dieses Jahres veröffentlichte das Landgericht Düsseldorf ein Urteil zu dieser Thematik. Der Kläger hatte nach dem Erwerb eines Hauses festgestellt, dass aufgrund undichter und fehlender Silikonfugen vermutlich seit Jahren aus dem Bad Wasser in die Holzdecke des darunterliegenden Stockwerks getropft war. Er klagte gegen seinen Versicherer, der aufgrund der Bedingungen der veralteten Police nicht zahlen musste.

In neuen Policen wären auch Schäden durch bestimmungswidrig aus den mit den Zu- und Ableitungsrohren der Wasserversorgung verbundenen Einrichtungen versichert. HNW empfiehlt, Silikonfugen alle fünf Jahre auf eine Erneuerungs-Notwendigkeit hin überprüfen zu lassen, um Schäden zu vermeiden.

Alte Dächer und Wasserleitungen

Sechs Prozent der Immobilienbesitzer, deren Gebäude vor 1950 erbaut wurde, haben noch nie ihre Wasserleitungen oder Dächer erneut, heißt es im Bericht. Auch Befragte mit jüngeren Immobilien (zwischen 1950 und 2000) sind gerade in puncto Leitungen sanierungsfaul. 41 Prozent haben hier noch nie nachgebessert, weitere 41 Prozent haben innerhalb der letzten 27 Jahre ihre Leitungen saniert – und 18 Prozent vor 1990 das letzte Mal.

Der GDV rät Hausbesitzern in einem aktuellen Artikel, ihre Rohrsysteme spätestens alle 30 Jahre überprüfen, wenn nicht sogar sanieren zu lassen. „Jährlich zählen die Gebäudeversicherer deutschlandweit inzwischen rund 1,1 Millionen Leitungswasserschäden. Die Kosten summierten sich 2015 auf 2,3 Milliarden Euro. Hinzu kamen 230 Millionen Euro Schäden in der Hausratversicherung“, heißt es in dem Bericht.

Die Dächer der HNW-Umfrageteilnehmer sind im Durchschnitt neuer. Fast die Hälfte der Immobilienbesitzer hat ihr Dach innerhalb der vergangenen 27 Jahre erneuert (48 Prozent). Bei den Eigenheimen mit den Baujahren bis 2000 sind es über 50 Prozent. 70 Prozent der Besitzer noch jüngerer Immobilien haben ihr Dach noch nie erneuert, was wohl daran liegt, dass es auch nicht notwendig war. Doch auch bei den jungen Gebäuden haben immerhin 30 Prozent bereits in ein neues Dach investiert.

Die Beratungsgesellschaft ist der Ansicht, dass Versicherungsvermittler und Versicherer ihre Kunden intensiver darüber aufklären sollten, welche Risiken alte Dächer, Leitungen und Silikonfugen für ihr Heim bergen. Dies schütze nicht nur die Kunden, sondern auch den Versicherer vor vielleicht vermeidbaren Schäden.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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