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Erb­lasser wollen mög­lichst klare Ver­hält­nisse schaffen

17.05.2013

Deutschland erlebt der neuen Postbank-Erbschaftsstudie zufolge die historisch größte Erbschaftswelle: Und es wird immer mehr Betongold vererbt. Fast drei Viertel der heute angehenden Erben rechnen mit einem Immobilienerbe.

Die Immobilie rückt immer mehr in den Mittelpunkt einer Erbschaft. Bislang waren erst in jedem zweiten Erbfall auch Immobilien im Spiel, künftig könnte es in zwei Drittel aller Fälle der möglich werden. Dabei wollen die Erblasser für möglichst für klare Verhältnisse sorgen, wie die jüngste Erbschaftsstudie der Postbank weiter feststellt. Das ist die Sonnenseite. Und die Schattenseite: Fast jeder dritte Befragte will auch Kinder oder Ehepartner komplett enterben können. Allerdings stehen Kindern und Ehepartnern ein so genannter Pflichtteil zu, so dass sie faktisch nicht von Erbschaften ausgeschlossen werden können.

Die Deutschen haben offenkundig aus Fehlern der Vergangenheit bei Erbschaften gelernt, so die Postbank-Generalbevollmächtigte Susanne Klöß anlässlich der Vorstellung der aktuellen Erbschaftsstudie. Für diese hat das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) 1.573 Bundesbürger ab 16 Jahren befragt.

„Und sie werden bei der Nachlassplanung immer routinierter“, erklärte Klöß unter Hinweis darauf, dass viele Erblasser schon selbst Erbe gewesen seien. So planen laut der Untersuchung drei von vier aller ab 65-Jährigen in Deutschland aktuell die Vergabe eines Erbes, was sich auf insgesamt etwa 13 Millionen Menschen summiere. Mit 56 Prozent hat über die Hälfte davon selbst auch schon geerbt.

Laut der Untersuchung war das Volumen in Deutschland vergebener Erbschaften 2013 mit über 250 Milliarden Euro größer als je zuvor in der Geschichte – und wächst weiter. 2018 wird nach Berechnungen der Postbank die 300-Milliarden-Euro-Marke überschritten, und 2020 sogar rund 330 Milliarden Euro betragen.

Erbschaftsvolumen 2010-2012 (Quelle: Postbank)

Weiteres Ergebnis: Lediglich jeder vierte der bisherigen Erben hatte zur Information über das Thema ein Gespräch mit einem Bank-, Versicherungs-, Finanz- oder Steuerberater. Mit knapp einem Drittel lag der Anteil unter den künftigen Erben, die solche Informationsgespräche bereits hatten oder zumindest plant, leicht höher. Unter den angehenden Erbschaftsgebern hat sich ebenfalls knapp ein Drittel schon informiert oder wird sich informieren lassen.

Immobilienerbschaften nehmen stark zu

Die heutige Erbengeneration erwartet zu 71 Prozent, dass sie auch Immobilien oder Anteile daran vom Erblasser übertragen bekommt. Veränderungen wird es allerdings der Studie zufolge bei der Nutzung geben.

Jeder zweite Erbe hat zuletzt auch das geerbte Wohneigentum selbst bezogen. Dies wollen die künftigen Erben nur noch etwa halb so oft machen. An einen Verkauf denken aber auch nur 30 Prozent, etwa jeder fünfte will das Wohneigentum vermieten.

Vor allem in Ostdeutschland will man Erbfolgen ausschließen können

Für „ganz besonders wichtig“ halten der Umfrage zufolge Erblasser, dass sie auch für klare Verhältnisse sorgen. Dieses Ziel ist bei Frauen besonders ausgeprägt. Eine klar geregelte Aufteilung ist den potenziellen Erblassern damit wichtiger, als dass alle Dokumente wie Testament oder Vollmachten bei Tod vorliegen. An dritter Stelle folgt das Ziel, dass es keinen Streit ums Erbe gibt.

Der mittlerweile dritten Postbank Erbschaftsstudie zufolge wollen viele Erblasser auch allernächste Angehörige von der Erbschaft ausschließen können. 30 Prozent der Deutschen halten es „grundsätzlich für nicht richtig“, dass Kinder und Ehepartner nicht vom Erbe ausgeschlossen werden können.

Unter den unter 35-Jährigen liegt dieser Anteil sogar bei 37 Prozent. Und in den neuen Bundesländern halten dies sogar vier von zehn Befragten für falsch. In den alten Bundesländern möchte nur jeder vierte die Erbfolge ohne staatliche Vorgaben frei regeln können.

Autor: Manfred Brüss

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