(verpd) Schon immer gab es hierzulande eine Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Von 2012 bis 2020 wurde der Abstand minimal kleiner. Seitdem bleibt er jedoch nahezu auf dem gleichen Niveau. Auch im letzten Jahr hatten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Frauen im Durchschnitt einen um fast ein Fünftel niedrigeren Bruttostundenlohn als Männer. Je nach Ausbildungsabschluss und Alter ist der geschlechterspezifische Lohnunterschied sogar noch höher.
Wie jedes Jahr hat das Statistische Bundesamt (Destatis) auch für 2023 den prozentualen Unterschied des durchschnittlichen Brutto-Stundenverdienstes zwischen männlichen und weiblichen abhängig Beschäftigten – den sogenannten Gender Pay Gap – ermittelt. Unterschieden wird dabei zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten Gender Pay Gap. Beim unbereinigten Gender Pay Gap vergleicht man den Durchschnittsverdienst zwischen Frauen und Männer.
Beim bereinigten Gender Pay Gap wird der Verdienstabstand von Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien analysiert. In beiden Fällen haben Männer auch letztes Jahr, wie in den Jahren davor, einen durchschnittlich signifikant höheren Bruttostundenlohn als Frauen.
Geschlechterspezifische Verdienstunterschied 18 Prozent …
Im Detail erhielten männliche Arbeitnehmer letztes Jahr einen Durchschnitts-Stundenlohn von 25,30 Euro brutto. Bei den Frauen waren es dagegen nur 20,84 Euro. Bei beiden Geschlechtern stieg der Stundenlohn um rund 3,9 Prozent. Der Verdienstabstand zwischen Männer und Frauen blieb dadurch fast gleich und betrug wie auch im Vorjahr fast 18 Prozent.
Damit hat sich am geschlechterspezifische Verdienstunterschied, konkret am unbereinigten Gender Pay Gap, in 2020 bis 2023 nahezu nichts geändert. 2012 lag der bundesweite unbereinigte Gender Pay Gap jedoch noch bei 23 Prozent und verringerte sich bis 2020 langsam.
… und noch höher je nach Alter und Ausbildungsabschluss
Betrachtet man die Durchschnittsverdienste in Ost- und Westdeutschland, zeigt sich, dass in den alten Bundesländern Frauen sogar ein um knapp 19 Prozent geringes Einkommen als Männer hatten. Frauen hatten hier einen durchschnittlichen Bruttostundenlohn von 21,06 Euro, Männer von 25,92 Euro.
In den neuen Bundesländern war der geschlechterspezifische Verdienstunterschied mit sieben Prozent deutlich geringer. Hier lag der Bruttostundenlohn der Frauen im Schnitt bei 19,29 Euro. Die Männer verdienten im Durchschnitt dagegen je Arbeitsstunde 20,74 Euro brutto.
Auffällig ist zudem, dass der Verdienstunterschied bei älteren Arbeitnehmern deutlich höher ist als bei jüngeren. Der unbereinigte Gender Pay Gap bei den 30-Jährigen lag letztes Jahr bei acht Prozent. Bei den abhängig Beschäftigten im Alter ab 57 bis 61 Jahren war er mit 27 Prozent mehr als dreimal so hoch.
Gravierend ist der geschlechterspezifische Verdienstunterschied auch je nach Ausbildungsabschluss. Bei abhängig Beschäftigten ohne Berufsausbildung lag der unbereinigte Gender Pay Gap bei neun Prozent und mit anerkanntem Berufsabschluss bei 14 Prozent. Dagegen hatten Frauen mit Diplom- oder Masterabschluss, mit einem Staatsexamen oder eine Promotion einen um 23 Prozent niedrigeren Verdienst als die Männer mit dem gleichen Berufsabschluss.
Gleiche Berufsbiografie, ungleicher Lohn
Insgesamt lassen sich laut Destatis etwa 64 Prozent der Verdienstlücke durch unterschiedliche Merkmale hinsichtlich der Arbeits- und Berufsbiografien zwischen Männer und Frauen erklären. So ist nach Angaben der Statistiker ein „Großteil der Verdienstlücke darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger als Männer in Branchen, Berufen und Anforderungsniveaus arbeiten, in denen schlechter bezahlt wird“. Zudem sind Frauen häufiger in Teilzeit oder geringfügig beschäftigt als Männer.
Die verbliebenen 36 Prozent des Verdienstunterschieds sind allerdings nicht anhand der untersuchten Kriterien zu begründen. „Dieser unerklärte Teil entspricht dem bereinigten Gender Pay Gap von sechs Prozent“, wie Destatis betont. Trotz vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie erhielten Frauen im Jahr 2023 somit einen um sechs Prozent niedrigeren Stundenlohn als Männer.
Unterschiede auch bei der gesetzlichen Altersrente
Ein niedriger Verdienst, aber auch zusätzliche Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit für die Erziehung der Kinder oder die Pflege von Angehörigen, was häufiger Frauen als Männern übernehmen, führen dazu, dass die gesetzliche Altersrente der Frauen im Schnitt niedriger ist als die der Männer.
Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung (DRV) wurde im Jahr 2022 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor – fast 18,6 Millionen Personen eine gesetzliche Altersrente in Höhe von im Schnitt 1.054 Euro pro Monat überwiesen. Dieser Rentenzahlbetrag entspricht der Rentenhöhe abzüglich der Beiträge für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung – aber ohne Berücksichtigung einer möglichen Einkommensteuer.
Im Detail hatten jedoch die 8,2 Millionen männlichen Rentenbezieher einen monatlichen Rentenzahlbetrag von durchschnittlich knapp 1.295 Euro. Die fast 10,4 Millionen Frauen erhielten dagegen nur 863 Euro pro Monat, und damit ein Drittel weniger als Männer, ausbezahlt.
Die Fakten zeigen, dass es nicht nur, aber eben insbesondere für Frauen wichtig ist, frühzeitig eine private Altersvorsorge aufzubauen, um im Rentenalter finanziell abgesichert zu sein. Ein Versicherungsfachmann analysiert auf Wunsch, mit welchem Alterseinkommen man unter Einbeziehung der gesetzlichen Rente rechnen kann und welche Altersvorsorge sinnvoll ist, um den bisherigen Lebensstandard halten zu können.