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Lebensgefährlicher Leicht­sinn an Bahn­über­gängen

14.08.2017

Rund 50 Verkehrsteilnehmer verlieren ihr Leben pro Jahr bei Unfällen an Bahnübergängen. Hinzu kommen noch einmal 250 Personen, die schwer und knapp 1.000 Personen, die leicht verletzt werden. Eine jüngst veröffentlichte Studie verdeutlicht die Unfallursachen.

(verpd) Eine aktuelle Analyse kommt zu einem eindeutigen Schluss: Es ist nicht die Technik, die versagt, sondern der Mensch. In 84 Prozent der Fälle, in denen es an einem mit einem Blinklicht gesicherten Bahnübergang zu einem Unfall kam, ignorierten die Verkehrsteilnehmer das Rotlicht. Und auch an Bahnübergängen mit Schranken regiert zu oft der Leichtsinn.

Eine Schranke ist ein klares Signal dafür, dass man anhalten muss – möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Nach einer Untersuchung versuchen zahlreiche Kraftfahrer diese zu umkurven. Und das ist dann mit 42 Prozent auch die Unfallursache Nummer eins an Bahnübergängen, die durch eine sogenannte Halbschranke gesichert sind.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Hierfür wurden die Daten des Statistischen Bundesamtes, die Daten der Eisenbahnuntersuchungs-Stelle des Bundes (EUB) sowie die Daten von Versicherern ausgewertet. Insgesamt wurden die Vorgänge an 2.566 Bahnübergängen analysiert, an denen es zwischen 2005 und 2011 insgesamt 226 Unfälle mit Personen- und Sachschäden gab. Jedes Jahr sterben bei einem solchen Unfall rund 50 Personen und 1.250 Menschen werden dabei verletzt, 250 davon schwer.

Unfälle trotz Ampeln und Schranken

78 Prozent aller Unfälle ereigneten sich laut dieser Untersuchung an Bahnübergängen, die mit Ampeln oder Schranken gesichert waren. Personenschäden gab es in rund zwei Dritteln der Unfälle. „Wenn es zu einem Crash kommt, ist die Zerstörungskraft wegen der Massenunterschiede und der Geschwindigkeit des Zuges enorm. Sitzen dann noch Menschen in dem getroffenen Fahrzeug, haben diese kaum eine Überlebenschance“, weiß Siegfried Brockmann, Leiter der UDV.

Experten empfehlen deshalb statt Bahnübergängen Über- oder Unterführungen. Ist dies nicht möglich, sind Vollschranken das Mittel der Wahl. Diese, so die aktuelle Auswertung, sind relativ sicher. Die Sicherung durch ein Blinklicht oder eine Ampel ohne Schranke weist im Vergleich zu einer Vollschranke ein 49-fach höheres Unfallrisiko auf. Außerdem hat die Geschwindigkeit, mit der sich ein Zug nähert, einen Einfluss: Je schneller der Zug, desto höher ist das Unfallrisiko und desto schlimmer sind die Folgen bei einem Zusammenstoß.

Zudem fordern Experten, dass Bahnübergänge, die bis dato nur ein Andreaskreuz haben, zumindest ein Lichtwarnsignal, idealerweise dann mit Rotlichtüberwachung, bekommen. Zu guter Letzt ist es wichtig, dass alle Verkehrsteilnehmer das Risiko an den Bahnübergängen ernst nehmen und sich dementsprechend vorsichtig und vorschriftsmäßig verhalten – und zwar egal, wie eilig sie es haben.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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