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Sicher zur Schu­le und wieder nach Hau­se

25.07.2016

Jeden Tag verunglücken rund 300 Kinder auf dem Schulweg so schwer, dass sie ärztlich behandelt werden müssen. Was Verkehrsexperten raten, damit der tägliche Weg zur Schule nicht zum Risiko wird.

(verpd) Laut der Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung verletzten sich jedes Jahr rund 110.000 Kinder auf ihrem Weg zur Schule bei einem Unfall. Was Eltern tun können, um das Unfallrisiko, das der Schulweg birgt, zu minimieren.

Nach Angaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ereigneten sich 2014 und 2015 jeweils rund 110.000 Schulwegunfälle. Rund 71 Prozent der Schulwegunfälle ereignen sich auf dem Weg zu allgemeinbildenden Schulen wie Grundschulen und Gymnasien. Circa 21 Prozent der Schulwegunfälle fallen auf Berufsschüler und Studenten und rund acht Prozent auf Kinder von Kindertagesstätten.

Rund die Hälfte aller Schulwegunfälle sind Verkehrsunfälle. Bei diesen Verkehrsunfällen ereignen sich die meisten Schulwegunfälle, bei denen Schüler, Studenten oder Kindergartenkinder verletzt werden, mit dem Fahrrad. Doch auch für alle, die zu Fuß oder als Pkw-Insasse zur Schule, zur (Fach-)Hochschule oder in den Kindergarten kommen, ist das Unfallrisiko relativ hoch. Bei der anderen Hälfte der Schulwegunfälle verletzten sich die Kinder oder jungen Erwachsenen während des Schulwegs zum Beispiel, weil sie stolperten, ausrutschten, umknickten oder geschubst wurden.

Die meisten Schulwegunfälle ereignen sich mit dem Rad

Von den 55.353 Schulwegunfällen im Straßenverkehr, die sich 2014 ereigneten, waren bei fast der Hälfte, nämlich bei 27.389 Unfällen, die Betroffenen mit dem Fahrrad unterwegs. In 17,5 Prozent, also bei 9.679 Unfällen, waren die Schüler, Studenten oder Kindergartenkinder bei einem Schulwegunfall als Pkw-Insassen, in 9,2 Prozent (5.082 Unfällen) als Fußgänger und in 8,9 Prozent (rund 4.899 Unfällen) mit einem motorisierten Zweirad unterwegs.

Am kleinsten ist das Unfallrisiko in öffentlichen Verkehrsmitteln: Rund 7,3 Prozent (4.078 Unfälle) aller Schulwegunfälle im Straßenverkehr ereigneten sich mit Schulbussen, Zügen, Straßenbahnen oder sonstigen öffentlichen Verkehrsmitteln.

„Wenn man bedenkt, dass laut Erhebungen nur rund einer von sieben Versicherten den Schulweg mit dem Fahrrad zurücklegt, ist die Zahl der Radunfälle bedenklich“, betont Dr. Walter Eichendorf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DGUV und Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats e.V. (DVR).

Üben, üben, üben

Um das Unfallrisiko möglichst klein zu halten, raten Experten der Deutschen Verkehrswacht, des DVR und der Unfallforschung der Versicherer (UDV), den Schulweg frühzeitig einzuüben, egal ob die Kinder zu Fuß, per Fahrrad, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder als Mitfahrer im Auto unterwegs sind. Dies ist insbesondere bei Schulanfängern wichtig, da sie oft noch nicht mit den Verkehrsregeln vertraut sind und Gefahrenstellen, Entfernungen sowie Geschwindigkeiten anderer Verkehrsteilnehmer häufig nicht richtig einschätzen können.

Erstklässler sollten daher ihren künftigen Schulweg genau kennen, bevor sie zum ersten Mal alleine in die Schule gehen, damit sie wissen, wie sie sich beispielsweise an einem Zebrastreifen, einer Fußgängerampel oder an einer Bushaltestelle zu verhalten haben. Die UDV rät Eltern deswegen schon frühzeitig mit den Kindern das Schulwegtraining zu beginnen. Der Weg zur Schule sollte mehrmals, am besten noch vor dem ersten Schultag, gemeinsam mit dem Kind gegangen werden.

Dabei ist es wichtig, den Schulweg genau zu erklären und besonders darauf hinzuweisen, worauf das Kind an gefährlichen Stellen und zum Beispiel beim Überqueren einer Straße achten muss. Wer nach der Übungsphase das Gefühl hat, dass das Kind bereits selbstständig den Schulweg meistern kann, kann die Rollen tauschen, sich noch eine gewisse Zeit von seinem Sprössling zur Schule führen lassen und nur noch in Gefahrensituationen vorbeugend eingreifen.

Der sicherste Schulweg ist nicht immer der kürzeste

Der sicherste Weg zur Schule ist nicht immer der kürzeste Weg. Es ist besser, einen Umweg in Kauf zu nehmen als eine Strecke mit diversen Gefahrenstellen wie Straßen, die ohne Ampel oder Zebrastreifen zu überqueren sind, unübersichtliche Kreuzungen, Bahnübergänge oder Baustellen. Für einige Grundschulen gibt es mittlerweile Schulwegpläne, die in Zusammenarbeit von Behörden, Eltern und Lehrkräften erarbeitet und beispielsweise bei der Schule oder der Stadt beziehungsweise Gemeinde erhältlich sind. Sie zeigen örtliche Schulwege mit möglichst wenigen Gefahrenstellen.

Da jüngere Kinder beim Radfahren oft nicht alle Aufgaben wie Treten, Lenken und dabei richtig zu reagieren gleichzeitig bewältigen können, raten Verkehrspädagogen, sie frühestens nach bestandener Radfahrausbildung, die meist im vierten Schuljahr von der Schule angeboten wird, allein mit dem Rad im Straßenverkehr fahren zu lassen. Gut sind zudem gemeinsame Radausflüge mit der Familie, um die sichere Verkehrsteilnahme zu üben.

Dr. Eichendorf vom DVR empfiehlt allen Eltern, gemeinsam mit ihrem Kind das Fahrrad auf Verkehrstüchtigkeit zu prüfen und darauf zu achten, dass die Kinder einen Fahrradhelm tragen. Wichtig sei es zudem, den Schulweg einzuüben und auf die Risiken hinzuweisen. „Dazu gehört auch der Hinweis, Smartphone und Musikkopfhörer beim Fahren nicht zu benutzen“, so Eichendorf. Auch er rät den Eltern, ihre Kinder nicht vor Abschluss der Fahrradprüfung in der vierten Klasse selbstständig den Schulweg mit dem Fahrrad zurücklegen zu lassen.

Wenn Kinder mit dem Bus oder Zug zur Schule fahren

Auch wenn öffentliche Verkehrsmittel ein relativ sichere Transportmittel sind, sollten Eltern laut UDV ihren Kindern die Risiken, die zum Beispiel durch Drängeln, Schubsen oder Raufen an einer Bus- oder Zughaltestelle entstehen können, eindringlich verdeutlichen.

Zudem sollten die Kinder unter anderem wissen, mit welchem Abstand sie zur Bordsteinkante auf den Bus, den Zug oder die Straßenbahn warten müssen.

Auch während der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln können Kinder einiges beachten, um ihr Unfallrisiko zu minimieren: Ist ein Sitzplatz frei, sollte sich das Kind setzen, da es sonst leicht den Halt verlieren kann. Gibt es keinen Sitzplatz, sollten die Schulanfänger wissen, wo sie am sichersten stehen und sich festhalten können.

Hektik und Stress vermeiden

Auch die richtige Bekleidung erhöht die Sicherheit. Helle und farbenfrohe Kleidung sowie Reflektoren an Schultaschen, Schuhe und Jacken, aber auch am Fahrrad mindern das Risiko, dass das Kind bei schlechten Sichtverhältnissen von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen wird. Prinzipiell sollten Eltern auch darauf achten, dass ihr Kind früh genug das Haus verlässt, damit es ohne Stress und Hektik zur Schule kommt.

Außerdem ist es wichtig, den Kindern zu verdeutlichen, dass es nicht in Panik geraten muss, wenn es sich einmal verspätet hat, da es besser ist, einen Bus zu verpassen oder einige Minuten zu spät zum Unterricht zu kommen, als ohne zu schauen über die Straße zu laufen.

Detaillierte Informationen, worauf Eltern achten sollten, damit ihr Kind möglichst unfallfrei den Schulweg meistert, gibt es im Webportal des UDV. Zudem bietet der UDV diverse kostenlos herunterladbare Flyer und Broschüren wie zum Beispiel die Ratgeber „Der sichere Schulweg“, „Neue Schule neue Wege“ und „Schulwegsicherung“ zum Thema an.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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