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Doch kein Bevöl­kerungs­rück­gang in Deutsch­land?

20.06.2016

Ein Wirtschaftsforschungs-Institut hat unter Berücksichtigung aktueller Fakten die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland neu berechnet – mit überraschendem Ergebnis.

(verpd) Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW Köln) hat vor Kurzem unter Einbeziehung der jüngsten Zuzüge nach Deutschland mit einem eigenen Prognosemodell die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2035 vorausberechnet. Das überraschende Ergebnis: Die Bevölkerungszahl in Deutschland dürfte im Jahr 2035 mit über 83 Millionen um mehr als eine Million höher als heute liegen. Dennoch werde sich die demografische Entwicklung in absehbarer Zeit nicht verbessern.

Bislang halten viele Institutionen – allen voran das Statistische Bundesamt (Destatis) – trotz der zuletzt deutlich erhöhten Zuwanderung an ihren rückläufigen Prognosen zur längerfristigen Bevölkerungsentwicklung fest. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V. (IW Köln) kommt in einer aktuellen Vorausberechnung zu einem anderen Ergebnis.

Zwar wird auch nach der IW-Prognose die Einwohnerzahl ab 2028 sinken; im Jahr 2035 würden jedoch mehr Menschen in der Bundesrepublik leben als nach der letzten Destatis-Prognose.

Rekordzuwanderung in 2015 verlangt laut IW neue Berechnungen

Nach der Rekordzuwanderung des vergangenen Jahres sei ein großer Bedarf an aktualisierten Informationen über die zukünftige demografische Entwicklung in Deutschland entstanden, schreibt IW-Autor Dr. Philipp Deschermeier in seinem vor Kurzem veröffentlichten Beitrag „Einfluss der Zuwanderung auf die demografische Entwicklung in Deutschland“. Allein für 2015 gehe Destatis einer ersten Meldung zufolge von einer Nettozuwanderung von 1,1 Millionen Ausländern aus.

Von den gut einer Million Flüchtlingen wurden aber nur die erfasst, die einen Asylantrag gestellt hatten (477.000 Personen). Deschermeier erwartet, dass auch in diesem Jahr die weiter hohe Nettozuwanderung zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg führen wird, der das Defizit von Geburten und Todesfällen mehr als ausgleichen wird. Allein 2016 dürften 300.000 bis 400.000 Asylanträge abgearbeitet werden. Im Ergebnis geht er davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2021 auf 83,9 Millionen von 81,9 Millionen zu Jahresbeginn 2016 ansteigen wird.

Bei den Zahlen, die den Berechnungen des IW Köln zugrunde liegen, wird auf den Median der simulierten Bevölkerungsentwicklung abgestellt. Nach den Prognosewerten befinden sich 80 Prozent der Simulationen in einem Intervall von 80,8 Millionen bis 85,5 Millionen Menschen im Jahr 2035.

Der Alterungsprozess in Deutschland bleibt ungebrochen

Der IW-Autor dämpft jedoch eventuell aufkeimende Hoffnungen, dass damit die Alterung der Gesellschaft aufgehalten werden könnte. Unter anderem ist im IW-Bericht zu lesen: „Die hohe Zuwanderung und der daraus resultierende leichte Bevölkerungsanstieg bis 2035 bedeuten jedoch keine grundsätzliche Veränderung der demografischen Entwicklung Deutschlands. So bleibt die Alterung der Gesellschaft auch in den kommenden zwei Dekaden ein Thema, das an die deutsche Gesellschaft und die Wirtschaft vielfältige Herausforderungen stellt.“

Der geburtenstärkste Jahrgang der Baby-Boomer sei der Jahrgang 1964 mit etwa 1,4 Millionen Lebendgeburten gewesen und ist heute rund 50 Jahre alt. Sie werden im Jahr 2035 über 70 Jahre alt sein. „Das charakteristische Merkmal der Altersstruktur verschiebt sich somit nach oben. Auch die aktuell hohe Zuwanderung wird Spuren in der Altersstruktur hinterlassen. Die Mehrheit der Nettozuwanderung entfällt auf den Altersbereich zwischen 20 und 30 Jahren. Bis zum Jahr 2035 entsteht somit ein zweiter Schwerpunkt bei den etwa 50-Jährigen“, so der IW-Bericht.

Laut Deschermeier bleiben somit die demografischen Herausforderungen, beispielsweise am Arbeitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen, hochrelevant.

Rentenniveau wird voraussichtlich weiter sinken

Die aktuellen Prognosen des Statistischen Bundesamtes wie auch des IW Köln rechnen damit, dass es künftig immer weniger Erwerbstätige geben wird, die in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und damit die Renten sichern. Die Anzahl der Rentenbezieher steige jedoch weiter an.

Daher muss man davon ausgehen, dass das Rentenniveau, das derzeit bei nur noch rund 47,8 Prozent des Nettoeinkommens vor Steuern liegt, noch weiter absinken wird. Deshalb wird für den Einzelnen eine frühzeitige finanzielle Absicherung für das Alter sowie gegen die Risiken Pflegefall und Berufsunfähigkeit immer wichtiger.

Eine Beratung beim Versicherungsfachmann zeigt auf, welche individuell passenden Lösungen, die zum Teil auch mit Geldzulagen und Steuervergünstigungen staatlich gefördert werden, es hierzu gibt.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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