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In diesen Re­gio­nen sind für viele die Pfle­ge­kos­ten zu hoch

24.10.2016

Eine vor Kurzem veröffentlichte Studie ist der Frage nachgegangen, inwieweit das Einkommen eines Pflegebedürftigen ausreicht, um die finanziellen Mehrkosten, die eine stationäre Pflege mit sich bringt, aufzufangen. Dabei gibt es erhebliche regionale Unterschiede.

(verpd) Bei vielen Pflegebedürftigen reicht ihr Einkommen trotz finanzieller Unterstützung durch die gesetzliche Pflegeversicherung nicht für eine stationäre Pflege aus. Etliche Pflegebedürftige sind daher auf Sozialhilfe angewiesen. Zu diesen und weiteren Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung.

Das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos AG hat im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Studie „Pflegeinfrastruktur“ erstellt, die unter anderem aufzeigt, inwieweit das Einkommen betagter Senioren im Falle einer Pflegebedürftigkeit für eine stationäre Pflege ausreicht. Grundlage der Studie waren Daten von Pflegekassen und statistischen Ämtern.

Ein Ergebnis ist, dass in fast 62 Prozent der Städte und Landkreise in Deutschland das Einkommen der über 80-Jährigen nicht ausreicht, um sich eine stationäre Pflege leisten zu können.

Hohe regionale Unterschiede bei den stationären Pflegekosten

Laut Studienautoren ist die Einkommenshöhe, konkret die Höhe des sogenannten Netto-Äquivalenzeinkommens von Haushalten mit über 80-Jährigen, regional sehr unterschiedlich. So lag das monatliche Netto-Äquivalenzeinkommen bei einem Haushalt mit über 80-jährigen Senioren im Jahr 2014 in Berlin bei 1.750 Euro, in Hamburg dagegen bei 2.320 Euro.

Zudem gibt es regional deutliche Unterschiede bei den Preisen, die Pflegeheime für eine stationäre Pflege verlangen. Im Durchschnitt kostet eine stationäre Pflege je nach Region zwischen 88 bis 153 Euro pro Tag, und damit zwischen 2.640 Euro und 4.590 Euro pro Monat – ab Pflegestufe III und in Härtefällen sogar noch höher.

Während beispielsweise die Pflegekosten für eine stationäre Pflege in Nordrhein-Westfalen fast überall vergleichsweise hoch sind, sind die Preise, welche die Pflegeheime in anderen Bundesländern wie in Bayern, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern verlangen, um einiges heterogener.

Viele können die Pflege nicht vom eigenen Einkommen zahlen

In ihrer Datenanalyse kommen die Studienautoren zu dem Ergebnis, dass in 249 der bestehenden 402 Stadt- und Landkreise in Deutschland, das durchschnittliche Jahreseinkommen eines über 80-Jährigen nicht ausreicht, um die Pflegekosten für eine stationäre Pflege vollständig zu zahlen. Nach Angaben der Bertelsmann Stiftung sind die möglichen Leistungen der sozialen Pflegeversicherung hier bereits berücksichtigt.

Konkret genügt bei 94 Stadt- und Landkreisen das Einkommen der betagten Senioren statistisch gesehen maximal dazu, um die nach Abzug der Leistungen der sozialen Pflegeversicherung verbleibenden Kosten eines Heimplatzes für zehn Monate zu tragen. In weiteren 83 Kreisen reicht die Kaufkraft der Älteren, um die stationären Pflegekosten für zehn bis elf Monate und in 72 Landkreisen und Städten für elf Monaten bis zu nicht ganz einem Jahr zu decken.

Im Detail: Statistisch reicht das Einkommen der über 80-Jährigen laut Studie in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg, in den Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen sowie in weiten Teilen Bayerns und Hessens nicht für eine stationäre Pflege aus. Laut Analyse ist nur in 153 Kreisen und Städten die Kaufkraft der über 80-Jährigen ausreichend, um im Pflegefall kostenmäßig nicht auf Angehörige oder die Sozialhilfe angewiesen zu sein.

Vom Pflegefall zur Sozialhilfe

Wer jedoch auf stationäre Pflege angewiesen ist und kein Vermögen hat oder keine Angehörigen, die die Kosten übernehmen müssen oder freiwillig übernehmen, ist auf Sozialhilfe angewiesen. 2013 erhielten nach Angaben der Bertelsmann Stiftung unter Berufung auf die Statistik der Sozialhilfe des Statistischen Bundesamtes 41 Prozent der stationär versorgten Pflegebedürftigen zusätzlich Sozialhilfe. Dies zeigt, dass das eigene Einkommen und die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegeversicherung für viele nicht ausreichen, um die Kosten einer notwendigen Pflege abzudecken.

Mit einer passenden Pflegevorsorge in Form einer privaten Pflegezusatz-Versicherung kann man selbst dafür sorgen, dass man im Falle einer Pflegebedürftigkeit abgesichert ist und nicht Angehörigen finanziell zur Last fällt oder zum Sozialhilfefall wird. Je nach Vertragsgestaltung gibt es für die private Pflegevorsorge auch staatliche Zuschüsse. Details können beim Versicherungsfachmann erfragt werden. Auf einer online abrufbaren interaktiven Karte der Bertelsmann Stiftung können die Studienergebnisse zu allen 402 Kreisen und kreisfreien Städten abgerufen werden.

Je nach Region wird unter anderem angegeben, wie viele Tage die reale Kaufkraft eines über 80-Jährigen ausreicht, um die Kosten einer stationären Pflege abzudecken und was im Durchschnitt eine stationäre Unterbringung pro Tag kostet. Abrufbar sind auch die Qualitätsunterschiede einer stationären oder ambulanten Pflege, basierend auf den Prüfergebnissen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK) je Region, im Vergleich zum Bundesdurchschnitt.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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