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Die teu­ers­ten Na­tur­ka­ta­stro­phen im ers­ten Halb­jahr

19.07.2017

Die Munich Re hat eine globale Schadenbilanz für die ersten sechs Monate des Jahres vorgelegt – und konstatiert eine durchaus außergewöhnliche Entwicklung. Europa blieb zwar vom Gröbsten verschont. In Deutschland sorgten schwere Unwetter jedoch für massive Schäden.

Weniger Naturkatastrophen-Ereignisse, aber ein größerer Anteil der versicherten Schäden hat die Munich Re für das erste Halbjahr 2017 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2016 gestern vermeldet. Die mit Abstand höchsten versicherten Schäden verursachten zwei schwere Unwetter in den USA, die durch das Klimaphänomen „Küsten-El-Niño“ mitverursacht worden. In Deutschland hat eine schwere Unwetterserie zwischen Ende Juni und Anfang Juli rund 600 Millionen Euro

Im ersten Halbjahr 2017 gab es laut der „NatCatSERVICE-Datenbank“ der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) weltweit 350 Naturkatastrophen – das waren 40 weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Allerdings liegt der Wert für die erste Jahreshälfte deutlich über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 310 und sehr deutlich über dem 30-Jahres-Schnitt von 240.

Die Gesamtschäden beliefen sich zwischen Januar und Juni 2017 dem Rückversicherer zufolge auf 41 Milliarden US-Dollar (umgerechnet rund 35,5 Milliarden Euro, Stand 18. Juli 2017), das sind fast zwei Drittel weniger als im ersten Halbjahr 2016.

Damit lagen die Gesamtschäden klar unter dem inflationsbereinigten Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre von 66 Milliarden US-Dollar (rund 57,1 Milliarden Euro) und sehr deutlich unter dem Zehn-Jahres-Schnitt von 102 Milliarden US-Dollar (etwa 88,3 Milliarden Euro).

Niedrigere versicherte Schäden

Die versicherten Schäden werden von der Munich Re auf 19,5 Milliarden US-Dollar (knapp 16,9 Milliarden Euro) beziffert. Im Vorjahreszeitraum wie auch im Zehn-Jahres-Schnitt waren es jeweils rund ein Drittel mehr.

Dass damit der Anteil der versicherten Schäden in etwa bei der Hälfte lag und damit höher war als das sonst übliche knappe Drittel, führt der Rückversicherer auf die hohen Gewitterschäden Anfang Mai in den USA zurück. Dort sei die Versicherungsdichte besonders hoch.

Die teuersten Naturkatastrophen (für die Assekuranz)

Dieses Extremwetterereignis (Hagel und Unwetter zwischen dem 8. und dem 11. Mai) war zugleich auch am teuersten für die Assekuranz (versicherter Schaden rund 1,8 Milliarden US-Dollar – knapp 1,6 Milliarden Euro).

Die zweitgrößte Naturkatastrophe (Unwetter, Tornado) mit einem versicherten Schaden von 1,6 Milliarden US-Dollar (fast 1,4 Milliarden Euro) ereignete sich zwischen dem 6. und dem 9. März ebenfalls in den USA.

Mit 3,1 Milliarden US-Dollar (knapp 2,7 Milliarden Euro) verursachten Überschwemmungen in Peru von Februar bis März die höchsten Gesamtschäden. Hiervon waren den Daten des Rückversicherers zufolge allerdings nur 380 Millionen US-Dollar (circa 329 Millionen Euro) versichert.

Bild: Munich Re
Zum Vergrößern Bild klicken (Bild: Munich Re)

„Küsten-El-Niño“

Als wahrscheinliche Mit-Ursache für die große Zahl der schweren Gewitter in den USA und die Überschwemmungen in Südamerika führt die Munich Re ein natürliches Klimaphänomen an. Dieses wurde von peruanischen Behörden „Küsten-El-Niño“ genannt, „ohne schon ein voll ausgeprägtes El-Niño-Ereignis zu sein.

Zugleich war es weiter westlich kühler als üblich. Dieses Gefälle kann über Fernwirkungen die atmosphärische Zirkulation über den USA verändern, so dass eine große Zahl von Gewitterausbrüchen mit Tornados und großem Hagel wahrscheinlicher wird“, erläutert der Rückversicherer in einer Pressemitteilung.

Nach Einschätzung von Peter Höppe, Leiter „GeoRisikoForschung“, haben die ungewöhnlichen atmosphärischen Bedingungen in den USA im ersten Halbjahr speziell die starken so genannten Superzellen-Gewitter begünstigt, die häufig mit schwerem Hagel und Tornados einhergehen. So sei etwa die Zahl der beobachteten Tornados im ersten Quartal doppelt so hoch wie im Schnitt der vergangenen zehn Jahre gewesen.

Glimpflicher Verlauf in Europa

Vergleichsweise glimpflich verlief die Schadensituation in Europa, nachdem im vergangenen Jahr eine Serie von Sturzfluten und Fluss-Hochwasser in Deutschland und Frankreich die Schlagzeilen geprägt hatte

In Europa verursachten Naturkatastrophen einen Schaden von umgerechnet etwa 4,4 Milliarden Euro. Die versicherten Schäden beliefen sich auf 1,7 Milliarden Euro. Der Durchschnitt wird mit 13,4 beziehungsweise 4,7 Milliarden US-Dollar (rund 11,6 beziehungsweise knapp 4,1 Milliarden Euro) angegeben.

Rund 600 Millionen versicherte Schäden in Deutschland

Auch wenn es in der ersten Jahreshälfte in Deutschland nicht zu so massiv hohen Schäden wie etwa durch den Pfingststurm „Ela“ vor drei Jahren. Dennoch hatten die Versicherer hierzulande zum Ende der ersten Jahreshälfte durch schwere Unwetter Schäden im dreistelligen Millionenbereich zu verzeichnen.

Dies geht aus einer ersten vorläufigen Schadenschätzung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zu der schweren Unwetterserie zwischen Ende Juni und Anfang Juli hervor – „allen voran die Tiefdruckgebiete ‚Paul‘ und ‚Rasmund‘.

‚Paul‘ wütete vor allem in der Nordhälfte Deutschlands, besonders in Hamburg, Berlin, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. ‚Rasmunds‘ starker Regen fiel in den letzten beiden Junitagen auf weite Teile von Berlin und Brandenburg“, so der Versichererverband. Zum Teil seien innerhalb von 24 Stunden über 200 Liter Regen auf einen Quadratmeter gefallen – der Jahresdurchschnitt liegt bundesweit bei 200 Litern pro Quadratmeter.

Nach GDV-Angaben betragen die Entschädigungsleistungen an die Versicherten etwa 600 Millionen Euro. Diese Summe verteilt sich etwa hälftig auf Kfz-Kaskoschäden einerseits und beschädigte Häuser, Hausrat, Gewerbe- und Industriegebetriebe andererseits.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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