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Basis-Ren­te mit nur we­nig Zah­len-Tun­ing

20.06.2017

In manchen Produktinformationen wird reichlich mit Kosten jongliert, um potenziellen Kunden eine möglichst attraktive Prognose zur Wertenwicklung zu bieten. Wie es die Bayerische damit hält, berichtet Makler Philip Wenzel

Die „Basis-Rente AKTIV“ der Bayerischen verfolgt in ihren Produktinformationen den Ansatz, Renditeerwartungen und Entwicklungsprognosen möglichst offen und realistisch darzustellen. Der fondsgebundene Tarif bietet ein eher kleineres Anlageportfolio. Er verzichtet auf eine Kapitalgarantie. Die Berechnungsgrundlage des Rentenfaktors gilt jedoch auf das gesamte Kapital und Zuzahlungen. Die Hinterbliebenen-Rente ist als echtes Alleinstellungsmerkmal zu sehen, meint Makler Philip Wenzel in einem Gastbeitrag.

Die Produktinformations-Stelle Altersvorsorge gGmbH (PIA) hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produktinformations-Blätter für Rentenversicherungen transparenter zu gestalten. Seit dem 1. Januar dürfen geförderte Altersvorsorge- und Basis-Renten-Verträge nur noch verkauft werden, wenn hierfür Chancen-Risiko-Klassen (CRK) eingeordnet wurden.

Philip Wenzel (Bild: Köhler)
Philip Wenzel (Bild: Köhler)

Nach 24 Seiten „Allgemeinverfügung über die Berechnungsmethodik der Effektivkosten“ auf der Internetseite von PIA ist der geneigte Leser nicht unbedingt schlauer.

Eines aber wird offensichtlich: Transparenz ist durch eine Vereinheitlichung zu schaffen, die eine Vergleichbarkeit erst ermöglicht.

Allerdings ist zweifelhaft, ob es sinnvoll ist, die Produktinformations-Blätter zu normieren, die nicht gelesen werden – egal, ob sie nun acht oder 28 Seiten haben.

Basis-Rente der Bayerischen

Das grundlegende Problem ist, dass viele Versicherer versuchen, die dort angegebenen prognostizierten Wertentwicklungen vertrieblich zu nutzen und deshalb bis an den Rand des Erlaubten mit den Kosten zu jonglieren. Sinnvoller wäre es, der Versicherer versuchte sich in Ehrlichkeit und würde seine Kunden nicht mit unverbindlichen Versprechen locken.

In puncto Entwicklungsprognose hat die Neue Bayerische Beamten Lebensversicherung AG (die Bayerische) vorgelegt. Der Versicherer bietet nun eine fondsgebundene Basis-Rente an, die „Basis-Rente AKTIV“, womit das Angebot an Durchführungswegen in der Altersversorgung komplett ist.

Wie schon bei der Riester-Rente, verfolgt der Münchener Versicherer auch hier den Ansatz, eine realistisch zu erwartende Wertentwicklung anzugeben, und riskiert damit, in Vergleichen schlechter abzuschneiden.

Offenheit in der Darstellung

Bereits an Kleinigkeiten erkennt der aufmerksame Leser des Produktinformations-Blattes, dass die Bayerische bemüht ist, nichts zu verbergen. Beispielsweise sind die wenigen Fußnoten in der gleichen Schriftgröße wie der Fließtext gehalten, weshalb sie nur schwer zu überlesen sind. Auch gefällt der explizite Hinweis, dass die Hochrechnungen unverbindlich sind, auch wenn die exakte Darstellung in Euro und Cent eine gewisse Verbindlichkeit suggeriere.

Den einen oder anderen potenziellen Kunden wird es verstören oder sogar abschrecken, dass eine negative Wertentwicklung von minus einem Prozent angegeben ist. Durch die Kosten rutscht die Wertentwicklung sogar noch mehr ins Minus. An dieser Stelle wäre ein Hinweis zu erwarten, wie unwahrscheinlich tatsächlich eine negative Wertentwicklung bei einem breit gestreuten Portfolio ist, aber die Bayerische verzichtet darauf.

Unterschiedliche Anlagestrategien möglich

Das angebotene Portfolio ist recht übersichtlich, lässt aber durchaus eine Mischung verschiedener Anlagestrategien zu. Und ein ausgewogener Fonds bietet meist schon in sich eine angemessene Streuung.

Neben sechs vermögensverwaltenden Fonds, fünf Indexfonds und 14 ETF werden auch acht gemanagte Fonds angeboten. Auf dieser Basis lassen sich bereits einige unterschiedliche Anlagestrategien entwickeln.

Und für eine Risikostreuung sollten ohnedies noch zusätzliche Anlageformen zur Basis-Rentenversicherung – dem jeweiligen individuellen Risikoprofil entsprechend – gewählt werden.

Berechnungsgrundlage verzichtet nicht auf Garantien

Wer auf Kapitalerhalt wert legt und den Steuerstundungseffekt der ersten Schicht nutzen möchte, ist mit der „Basis-Rente AKTIV“ falsch beraten. Der Tarif verzichtet auf jede Garantie auf das Kapital.

Hier finden sich, da diese Garantie sich wiederum nur durch den Verzicht auf Rendite einkaufen ließe, sicherlich einige Kunden, die dies begrüßen. Denn in ihren Augen sind gesparte Kosten auch eine Form garantierter Rendite.

An anderer Stelle verzichtet die Bayerische aber nicht auf Garantien. Die Berechnungsgrundlage des Rentenfaktors, mit dessen Hilfe das bei Rentenbeginn vorhandene Kapital in eine Rente umgerechnet wird, gilt zu jederzeit auf das gesamte Kapital inklusive Zuzahlungen in der gesetzlich zulässigen Höhe und auch Dynamiken.

Hinterbliebenen-Rente setzt sich vom Markt ab

Diese Rechnungsgrundlage gilt auch für eine eventuell auszuzahlende Hinterbliebenen-Rente. Nicht nur deswegen ist diese ein echtes Alleinstellungsmerkmal der Bayerischen.

Die Hinterbliebenen-Rente lässt sich auch als Zeitrente auszahlen. Dadurch können Nachkommen in einem begrenzten Zeitraum an das gesamte Kapital kommen und die Bayerische verzichtet auf nicht gerade geringe Sterblichkeitsgewinne.

Der bei Vertragsschluss gültige Rentenfaktor ist zu 85 Prozent garantiert. Sollte bei Rentenbeginn ein günstigerer Rentenfaktor üblich sein, wird dieser zur Berechnung herangezogen.

Es dürfen sogar die monatlichen Beiträge auf dieser Rechnungsgrundlage erhöht werden, solange die steuerlichen Höchstförderungsgrenzen nicht überschritten werden.

Nicht ganz ohne „Zahlen-Tuning“

Die Allgemeinen Versicherungs-Bedingungen und das PIB der „Basis-Rente AKTIV“ sind vor diesem Hintergrund betrachtet aus dem Stand an die Spitze des Marktes – neben maximal einen oder zwei Mitbewerber – zu setzen.

Auf diesem hohen Niveau darf eine Kleinigkeit bemängelt werden. Denn die Bayerische geht in puncto Ehrlichkeit nicht den letzten Schritt und rechnet die ohnehin unverbindliche Rente nicht mit dem garantierten Rentenfaktor hoch, sondern mit dem heute gültigen. Aus vertrieblicher Sicht betrachtet ist das folgerichtig, da die Rente dann mit einem Mal um 15 Prozent niedriger wäre. Es gibt keinen Anbieter, der hier so viel Offenheit wagt.

Wahrscheinlich werden Produktinformations-Blätter erst dann wirklich hilfreich, wenn jede Form von Wettbewerb und den damit einhergehenden „Zahlen-Tuning“ aufhört. Doch bis dahin muss jeder Kunde erst einmal verstehen, dass es bei einer so langfristigen Beziehung nicht auf Versprechen, sondern auf Ehrlichkeit ankommt.

Zusammenfassend betrachtet ist die neue Basis-Rente der Bayerischen für alle Kunden interessant, die auf Kosten achten und keinen Wert auf garantierten Kapitalerhalt legen, um die Renditechancen zu maximieren.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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