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Diese Le­bens­ver­si­che­rer bie­ten pro­vi­si­ons­freie Ta­ri­fe an

17.01.2017

Der Gesetzgeber will sie, mehr als zwei Dutzend Gesellschaften haben sie schon. Wie sich „echte“ und „unechte“ Nettopolicen unterscheiden und wie sie sich im Vergleich schlagen.

Von den über 90 in Deutschland aktiven Gesellschaften hat mehr als ein Viertel auch oder ausschließlich provisionsfreie Tarife im Programm. In der Schadenversicherung ist die Auswahl kleiner. Ob beziehungsweise wie viel günstiger die Verbraucher mit diesen Policen fahren, hängt auch von der Höhe des Beratungs- oder Vermittlungshonorars ab.

Mit der Umsetzung der EU-Vertriebsrichtlinie IDD in deutsches Recht möchte der Gesetzgeber die Vermittlung gegen Honorar fördern. Bevorzugt sollen die Versicherer dafür entsprechende Tarife anbieten, die provisionsfrei kalkuliert sind.

Die tatsächlichen Kosten hängen vom Vermittler ab

Von den über 80 deutschen Lebensversichern sowie den hierzulande tätigen ausländischen Anbietern haben bereits etliche Gesellschaften auch oder ausschließlich sogenannte Nettopolicen im Programm.

Das sind Tarife, in die keine Vermittlungsprovisionen oder gar keine Vertriebskosten einkalkuliert sind. Sie werden von Vermittlern und Versicherungsberatern empfohlen, die sich ihre Dienstleistung schon heute direkt vom Kunden vergüten lassen.

Da diese Vergütung unterschiedlich hoch sein kann, lässt sich durch den Tarifvergleich allein nicht feststellen, ob überhaupt – und wenn ja – wie viel günstiger Nettotarife für den Verbraucher sind. Im Einzelfall fallen die verlangten Vermittlungskosten mit fast acht Prozent der Beitragssumme vergleichsweise hoch aus.

Kostenentlastung fällt unterschiedlich hoch aus

Wie stark Nettopolicen selbst mit Kosten belastet sind, kann deutlich auseinander liegen. Dadurch fällt die Leistungsdifferenz zwischen Brutto- und Nettopolicen bei den einzelnen Versicherern sehr unterschiedlich aus, das zeigt zum Beispiel der Map-Report Nummer 886 – „Fondspolicen-PI-Rating deutscher Lebensversicherer“.

Die dort verglichenen Effektivkostensätze waren im günstigsten Fall bei Nettopolicen um 52 Prozent niedriger. Im ungünstigsten Fall betrug die Differenz nur 23 Prozent.

Effektivkosten im Vergleich

Versicherer

Bruttopolice *

Nettopolice *

Differenz *

* In Prozent. Quelle: Map-Report 886, eigene Berechnung.

Interrisk

1,47

0,71

51,70

Vorsorge

1,90

1,03

45,79

Neue Bayerische Beamten

1,46

0,82

43,84

Canada Life

1,86

1,23

33,87

Continentale

2,12

1,54

27,36

Alte Leipziger

1,78

1,33

25,28

LV 1871

2,35

1,77

24,68

Condor

2,20

1,66

24,55

Ergo

2,13

1,64

23,00

In der Praxis macht das einen Unterschied von vielen Tausend Euro in der Kapitalabfindung aus.

Auch im Map-Report Nummer 890 – „Biometrie-Rating deutscher Lebensversicherer“ sind neben den Standardtarifen die Netto-Beispiele aufgeführt, soweit diese von den Versicherern genannt wurden. Das betrifft hier die Risikolebens- und die Berufsunfähigkeits-Versicherung.

Echte und unechte Nettotarife

Dass der Vorteil der Nettotarife teilweise vergleichsweise klein ist, läge an „unechten Nettotarifen“, erklärt Wilfried E. Simon, erster stellvertretender Vorsitzender der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler e.V. (IGVM):

„Nettotarife, bei denen nur die Courtagen rausgerechnet sind, sind Mogelpackungen“. Es müssten auch die internen Kosten eliminiert werden, die beim vergütungslosen Vertrieb entfielen, zum Beispiel die für Courtageabrechnungen und das Führen von Provisionskonten.

Zu den angemessenen Konditionen in der Lebensversicherung im Vergleich zu Provisionstarifen sagte Simon: „Echte Nettopolicen müssen fünf bis sieben Prozent billiger sein“.

Angebot an Nettotarifen nimmt zu

Nach Erkenntnissen des Instituts für Versicherungs-Wissenschaft an der Universität Köln und der Fachhochschule Dortmund ist der Anteil der provisionsfreien Tarifen am Neugeschäft in den letzten Jahren nicht gestiegen.

Dennoch hat sich laut der Untersuchung zum „Nettotarifangebot deutscher Versicherungs-Unternehmen“ (PDF-Datei, 432 KB) das entsprechende Angebot erhöht. Von den befragten Lebensversicherern hatten 17 angegeben, auch die provisionsfreie Nachfrage zu bedienen.

Tatsächlich sind mehr als zwei Dutzend Lebensversicherer in dem Marktsegment präsent:

Zugang über Pools und Dienstleister

Im Vergleich zur Leben-Sparte sind Nettotarife in der Krankenversicherung so gut wie nicht vorhanden. In der Schadenversicherung hat etwa ein Dutzend Gesellschaften provisionsfreie Policen im Programm.

Eine Liste dieser Anbieter ist im VersicherungsJournal-Dossier „Dienstleister für Honorarberater“ enthalten.

Auf den Zugang zu Nettotarifen haben sich einige Dienstleister spezialisiert, die ihr Angebot auf Honorarberater zugeschnitten haben. In dem Dossier haben unter anderem Confee AG, Honorarkonzept GmbH und VDH GmbH zumindest einen Teil ihrer Kooperationspartner in den Zweigen Leben und Schaden genannt.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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