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Mehr als jeder zweite Solo­selbst­ständige ist ohne Alters­vorsorge

17.06.2016

Das Arbeits- und Sozialministerium hat die Altersvorsorge von Soloselbstständigen untersuchen lassen. Die Ergebnisse weisen auf klaren Handlungsbedarf hin, wenn Altersarmut bekämpft werden soll.

Welche Form der Altersvorsorge betreiben die mehr als zwei Millionen Soloselbstständigen in Deutschland und wie viele legen überhaupt kein Geld für das Alter zurück? Dieser Fragen sind im Auftrag des Arbeits- und Sozialministerium Wissenschaftler des DIW nachgegangen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Mehr als jeder zweite Soloselbstständige betreibt überhaupt keine Altersvorsorge.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) die Strukturen und Erwerbsverläufe der Soloselbstständigen untersucht. Diesen ist es zum größten Teil freigestellt, ob sie Altersvorsorge betreiben und – wenn ja – in welcher Form und Höhe sie dies tun.

Der Untersuchung zufolge hatte die Zahl der Soloselbstständigen im Jahr 2012 mit 2,456 Millionen den Höchststand erreicht. 2014 wurden noch 2,344 Millionen gezählt. Neuere Daten lagen dem DIW nicht vor.

Anteil der älteren Soloselbstständigen hat zuletzt zugenommen

Bemerkenswert ist, dass sich zwischen den Jahren 2005 und 2012 unter den Soloselbstständigen Strukturveränderungen hin zu den Älteren ergeben haben. Lag der Anteil der Soloselbstständigen, die bereits Rente oder Erwerbsminderungsrente bezogen oder über Vermögen verfügten, im Jahr 2005 noch bei 4,5 Prozent, so nahm der Anteil bis 2012 auf 7,1 Prozent zu.

Im Jahr 2012 bestritten 88,3 Prozent ihren Lebensunterhalt durch eigene Erwerbstätigkeit. Bei den soloselbstständigen Männern lag die Quote bei 89,0 Prozent und bei den Frauen bei 79,5 Prozent. 11,4 Prozent der Frauen konnten sich auf das Einkommen ihres Partners oder Verwandten verlassen. Insgesamt arbeiteten 96,9 Prozent in dieser Gruppe Vollzeit.

Immer mehr Soloselbstständige ohne eigene Vorsorgeanstrengungen

Bild: Screenshot BMAS-Forschungsbericht 465, S. 54
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(Bild: Screenshot BMAS-Forschungsbericht 465, S. 54)

Beunruhigend ist, dass der Anteil der Soloselbstständigen ohne jede Altersvorsorge zwischen 2005 von 43 Prozent auf 52 Prozent im Jahr 2013 zugenommen hat. Immerhin stieg der Anteil der in der gesetzlichen Rentenversicherung Versicherten von 18 auf 29 Prozent.

Dagegen sank der Anteil derjenigen Soloselbstständigen, die ihre Altersvorsorge allein auf eine Lebensversicherung (in Höhe von mindestens 50.000 Euro) stützten, von 16 auf zuletzt sechs Prozent.

Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung und in eine Lebensversicherung (in Höhe von mindestens 50.000 Euro) konnten sich im Jahr 2005 noch 20 Prozent der Soloselbstständigen leisten. 2013 waren es nur noch drei Prozent. Diese Gruppe verfügte im Median über ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 2.000 und 2.300 Euro.

Unter denjenigen Soloselbstständigen, die keine Altersvorsorge betrieben, hatte 2013 das untere Viertel ein Nettoeinkommen zwischen 700 und 900 Euro monatlich. Im Median reichten die Einkommen von 1.300 bis 1.500 Euro. Auch die Einkommen des obersten Viertels fielen mit 2.000 bis 2.300 Euro vergleichsweise gering aus.

Risiko Altersarmut

„Wenn die Hälfte der Soloselbstständigen nicht für das Alter vorsorgt, birgt das ein neues Risiko von Altersarmut“, erklärte Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zu den jetzt veröffentlichten Studienergebnissen.

Sie werde die Problematik der Soloselbstständigen im Rahmen des Dialogprozesses „Arbeiten 4.0“ nachgehen und Lösungsoptionen im November in Form eines Weißbuches vorstellen.

Weitere Details zu der Thematik können in dem Forschungsbericht „Soloselbstständige in Deutschland – Strukturen und Erwerbsverläufe“ nachgelesen werden, die unter diesem Link als PDF-Dokument heruntergeladen werden kann.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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