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Digitales Wett­ren­nen um Mak­ler­kun­den ist voll ent­brannt

07.12.2016

Von erfolgreichen neuen Strategien bei Versicherungsprodukten, -betrieb und -vertrieb berichteten Versicherer und Vermittler gestern auf einer SZ-Fachkonferenz in Köln. Dabei nannte die Generali Verkaufszahlen ihres Vitality-Programms und die Allianz gab einen Einblick in ihre Versicherungsfabrik.

Bei der SZ-Konferenz Versicherung und Internet in Köln berichtete Finance-Fox-Chef Julian Tacke über die Potenziale des elektronisch vernetzten Kunden. Die Generali nannte Verkaufszahlen ihres Vitality-Programms und die Allianz gab einen Einblick in ihre Versicherungsfabrik.

In der Branche ist ein intensiver Wettbewerb um Maklerkunden entbrannt. „Wer den Kunden zuerst auf der App hat, wird gewinnen“, sagte Julian Teicke von der Financeapp AG („FinanceFox“) gestern auf der SZ-Konferenz Versicherung und Internet 2016 in Köln.

Das Startup, das vor allem mit Versicherungsmaklern kooperiert, hat nach eigenen Angaben mittlerweile 80.000 Kunden in Deutschland. Über die App würden die Kunden in der Regel alle ihre Verträge hochladen. Die Makler könnten deutlich mehr Verträge generieren.

Maklerbestände bergen hohes Vertriebspotenzial

Julian Teicke (Bild: Schmidt-Kasparek)
Julian Teicke (Bild: Schmidt-Kasparek)

„In der Regel können wir die Anbündelungsquote verdreifachen“, so Teicke. Grund sei, dass der Bestand von Versicherungsmaklern überwiegend nur zu 20 Prozent voll gemanagt sei. Der restliche Bestand berge daher ein hohes Vertriebspotential.

Die Kunden müssen Financefox ein Maklermandat geben. Teicke: „Wir klauen aber keine Kunden, sondern helfen den Versicherungsmaklern.“ Daher habe das Geschäft aus Angst vor anderen Online-Maklern wie Clark Germany GmbH oder Getsafe GmbH deutlich zugenommen.

Financefox akquiriert Kunden auch direkt. So wäre die Handyversicherung ein gutes Eingangstor, um Kunden zu gewinnen. Die Aufbündelungsquote solcher Kunden sei gut. Nicht alle Makler erhalten aber Zugang zu diesen Kunden. Die Kontaktdaten würden nur an besonders „starke“ Partner weitergegeben.

15 Termine pro Tag möglich

Laut Teicke würden klassische Makler in der Woche fünf bis zehn Terminvereinbarungen schaffen, während der neuartige Pool seinen Partnern 15 Terminvereinbarungen pro Tag verschaffen könnte. „Mit Parken und Kaffeetrinken schafft man das nicht“, sagte Teicke mit Blick auf die klassische Akquise.

Neben der Terminvereinbarung könnte der Versicherungsmakler seine Kunden über die App steuern. So würde etwa eine neue Adresse sofort weitergegeben. Außerdem hat das Unternehmen rund 1.000 typische Kundensituationen entwickelt, die die Makler bei geeignetem Anlass einsetzen können.

Ärger mit Versicherern

Schwer zu schaffen macht dem Unternehmen aber, dass die Versicherer oft statt digitaler Daten lediglich Papier versenden würden. „Wir haben immer noch sehr viel manuelle Arbeit zu erledigen“, so Teicke.

Versicherer, die trotz Maklermandat keine digitalen Daten senden oder gar nicht reagieren, müssen mit einer baldigen Umdeckung rechnen. Solche Versicherer könnten den Kunden nicht mehr empfohlen werden. Derzeit sucht Financefox weitere Partner, um neue Geschäftsideen zu verwirklichen.

Das Unternehmen kann aus dem Vollen schöpfen. 16 Investoren haben rund 33 Millionen Euro Startkapital zur Verfügung gestellt. Insgesamt gehen die Experten des Kongresses davon aus, dass es vor allem im Vertrieb zu einem deutlichen Abbau an Stellen kommen wird. So rechnet eine Mehrheit damit, dass in zehn Jahren in Deutschland weniger als 50.000 Vermittler geben wird.

Fitness-Tracker Programm läuft gut

Weiteres Thema der Konferenz waren die technologiegetrieben Entwicklungen der Versicherer.

Weltweit setzt der Generali-Konzern bei seiner digitalen Strategie vor allem auf mobile Geräte. Mit Vitality, einem Programm, bei dem die sportlichen Aktivitäten der Kunden über Fitness-Tracker gemessen und belohnt werden, ist die Versicherungsgruppe in Deutschland gestartet.

Das geschah zunächst mit der der Generali Versicherung AG. Mitte Dezember soll die Dialog Lebensversicherungs-AG nachziehen.

Seit dem 1. Juli 2016 sollen bereits rund 6.000 Risiko- und Berufsunfähigkeits-Versicherungen mit Vitality abgeschlossen worden sein, wurde am Rande des Kongresses bekannt. „Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist das eine Steigerung von 70 Prozent“, so ein Sprecher. Schwerpunkt sei die Risikolebensversicherung.

Digitale Fabrik der Allianz entwickelt 14 Projekte

Die Allianz Deutschland AG hat in München und Stuttgart eine digitale Fabrik mit rund 300 Mitarbeitern entwickelt. Derzeit würden dort 14 Projekte laufen, berichtete Jan Malmendier, IT-Experte der Allianz.

Fertig ist schon eine neue Schadenmelde-App. „Ein solches Produkt mag trivial sein. Doch wir haben es jetzt ganz streng nach den Wünschen der Kunden entwickelt“, sagt Malmendier.

Mit der App könne man seinen Schaden leicht erzählen, ohne dass zu viele Daten notwendig seien. Die digitale Fabrik würde voll eigenverantwortlich arbeiten und bereits während der Programmierung der Produkte in vollem Umfang testen.

„Wenn dann hinten ein grünes Licht erscheint, wissen wir, dass das Produkt sofort starten könnte“, so der IT-Experte. Trotzdem gäbe es immer wieder Schwierigkeiten, wenn neue digitale Produkte in die klassische Allianzwelt eingebunden werden sollen, räumte er ein.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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