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Kaum Hoff­nung für die Kranken­voll­ver­sicherung

21.06.2016

In ihrem Marktausblick zur PKV konstatiert Assekurata ein Zugangsproblem zur Vollversicherung und bei Vermittlern wie auch potenziellen Kunden eine lähmende Angst vor steigenden Beiträgen im Alter. Die Realität sieht allerdings nicht ganz so negativ so.

Der Nettoneuzugang in der Krankenvollversicherung wird nach Einschätzung von Assekurata auch im laufenden Jahr nicht ins Positive drehen. Allerdings koppelt sich der Beihilfe-Bereich von der negativen Entwicklung ab. Das Preisniveau bei den über-70-jährigen Nicht-Beihilfe-Vollversicherten (von Assekurata geratete PKV-Anbieter) ist mit 420 (Männer) bis 460 Euro (Frauen) angemessen, so die Rating-Agentur im aktuellen Marktausblick zur PKV.

Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH hat nach dem Marktausblick zur Lebensversicherung jetzt auch ihren „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2016/17“ vorgelegt. In diesem zeichnet sie ein recht düsteres Zukunftsbild für die private Krankenversicherung (PKV) – zumindest was die Vollversicherung betrifft.

„Wachstum ist in der Vollversicherung nicht in Sicht. Auf Seiten der potenziellen Kunden, aber auch der Vermittler scheinen die Verunsicherung und die Angst vor der Unbezahlbarkeit der PKV-Beiträge im Alter zu überwiegen“, beschreiben die Analysten das Zugangsproblem in der Vollversicherung.

Tatsächlich halten die privaten Krankenversicherer nach Aussage von Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata und Studienautor, das Prämienniveau im Alter allerdings in bezahlbaren Regionen.

„Beispielsweise liegen bei den von Assekurata gerateten Krankenversicherern [rund 60 Prozent des Marktes] die Durchschnittsbeiträge der über 70-jährigen PKV-Versicherten in den Nicht-Beihilfe-Tarifen mit rund 420 Euro bei den Männern und 460 Euro bei den Frauen auf einem angemessenen Niveau“, hebt Reichl hervor.

Keine Trendumkehr in Sicht

Für 2016 rechnet Assekurata nicht mit einer Trendumkehr, nachdem der Vollversicherten-Bestand 2015 bereits zum vierten Mal in Folge zurückgegangen ist.

Als Gründe werden stetig rückläufige Zugänge durch Geburten (Kindernachversicherungen) sowie konstant zunehmende Todesfälle und Wechsel von Selbstständigen sowie Kindern und Jugendlichen in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) angegeben.

Die Analysten weisen jedoch explizit darauf hin, dass die Abgänge zur GKV 2014 mit 145.700 auf den niedrigsten Stand seit 2009 gesunken seien. „Die Zahlen zeigen somit, dass die Bestandsverluste der PKV nicht auf die Abgänge zur GKV, sondern schlichtweg auf das zu geringe Neugeschäft zurückzuführen sind“, heißt es in dem Marktausblick.

Nur Beihilfe-Segment wächst

Eine positive Entwicklung wird lediglich bei den Beihilfeempfängern ausgemacht, die weiterhin die größte Gruppe unter den Zugängen aus der GKV darstellten. So sei zu erklären, dass vor allem erklärte Beihilfeversicherer der negativen Marktentwicklung trotzten und als nahezu einzige Krankenversicherungs-Unternehmen Bestandszuwächse zu verzeichnen hätten. Hier liegt der Nettozuwachs bei 0,33 Prozent, im Nicht-Beihilfe-Bereich hingen bei minus 1,5 Prozent.

Bild: Assekurata
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Dies schlägt auf die Vertriebswege durch, da das Beihilfesegment überwiegend über Ausschließlichkeits-Versicherer generiert werde. Damit sei neben dem Provisionsdeckel zu erklären, dass die Ausschließlichkeit in den letzten Jahren Marktanteile im Neugeschäft hinzugewonnen hat.

Bei den von Assekurata gerateten Unternehmen kommen im Neugeschäft fast zwei Drittel über die Exklusivvertriebe, 2010 war es nicht einmal die Hälfte. Der Anteil der Versicherungsmakler und Mehrfachvermittler ist im gleichen Zeitraum von knapp 44 auf unter 30 Prozent zurückgegangen. Der Anteil der Vertriebsgesellschaften hat sich auf unter fünf Prozent nahezu halbiert. Sonstige Vertriebswege (Direkt und Banken) spielen mit unter zwei Prozent weiter kaum eine Rolle.

Bild: Assekurata
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Eine ähnliche Entwicklung hatte sich bei vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) sowie bei von der Towers Watson GmbH veröffentlichten Zahlen zum Neugeschäft gezeigt. Die Zahlen sind aufgrund unterschiedlicher Marktabdeckung und unterschiedlicher Vertriebswege-Einteilungen nicht eins zu eins miteinander vergleichbar.

Zusatzversicherungen im Plus

Einzig in der Zusatzversicherung konnte die Branche im vergangenen Jahr den Vertragsbestand ausbauen. Das Plus blieb mit 1,7 Prozent (von 24,34 auf 24,77 Millionen) allerdings leicht hinter dem des Jahres zuvor zurück.

Weitere Details finden sich in dem 23-seitigen „Marktausblick zur privaten Krankenversicherung 2016/17“, der über diesen Link als PDF-Dokument zu erreichen ist.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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