Die Zahl der gegen Versicherungsvermittler beim Versicherungsombudsmann eingegangenen Beschwerden ist 2015 auf ein neues Rekordtief gesunken. Von den im vergangenen Jahr abgearbeiteten Beschwerden war nicht einmal jede dritte zulässig.
Gestern hat der Versicherungsombudsmann seinen Jahresbericht 2015 vorgestellt. Ergebnis: Die Zahl der eingegangenen Beschwerden ist auf einen neuen Höchststand von fast 21.000 angestiegen.
Vermittlerbeschwerden auf neuem Tiefststand
Hingegen ist die Zahl der gegen Versicherungsvermittler eingegangenen Beschwerden von 354 im Jahr zuvor auf einen neuen Tiefststand von 336 (minus 5,1 Prozent) gesunken. 2009 waren es noch rund 30 Prozent mehr.
Gemessen am gesamten Beschwerdeeingang von 20.827 fallen die Eingaben gegen Versicherungsvermittler mit einem Anteil von 1,6 Prozent damit praktisch nicht ins Gewicht.
Nicht einmal jede dritte abgearbeitete Eingabe zulässig
Von den 2015 insgesamt 326 abschließend bearbeiteten Eingaben (der Ombudsmann bevorzugt bei der weiteren Analyse diese Darstellung, da nur abgeschlossene Verfahren eine vollständige Auswertung ermöglichten,) waren nur 92 zulässig. Dies sind nicht einmal 30 Prozent.
- Bild: Screenshot Jahresbericht Versicherungsombudsmann S. 114
Häufigster Grund, warum Beschwerden nicht weiter verfolgt werden konnten, war der fehlende Zusammenhang mit der Versicherungs-Vermittlung. Die Erfolgsquote sank leicht auf 35,3 Prozent.
Versicherungsberater waren noch nie betroffen
Wie Ombudsmann-Geschäftsführer Dr. Horst Hiort auf Nachfrage gegenüber dem VersicherungsJournal mitteilte, gab es überhaupt noch nie eine Beschwerde gegen einen Versicherungsberater (§ 34e GewO).
Allerdings sind im Vermittlerregister aktuell auch nur 293 Versicherungsberater registriert. Hiort selbst zeigte sich ratlos, ob eines nicht gerade exzellenten Rufs der Vermittler und der nur marginalen Beschwerden.
- Horst Hiort (Bild: Brüss)
Deutlich weniger Vermittlerbeschwerden im Bereich Leben
In den einzelnen Versicherungszweigen gab es sehr unterschiedliche Entwicklungen. Deutlich zurück ging der Anteil der zulässigen Beschwerden gegen Versicherungsvermittler etwa im Bereich der Lebensversicherung. Dieser sank 2015 auf 36,0 (Vorjahr: 45,9) Prozent. 2013 war hier mehr als jede zweite Beschwerde (51,9 Prozent) in dieser Sparte eingegangen.
Eine deutlich Beschwerdezunahme gab es im Bereich Kfz-Haftpflichtversicherung mit einem Anteil von jetzt 16,0 (7,1) Prozent und bei der Kfz-Kaskoversicherung 6,0 (4,7) Prozent. Auch in der Rechtsschutz-Versicherung nahm der Beschwerdeanteil auf 5,0 (1,2) Prozent deutlich zu.
- Bild: Screenshot Jahresbericht Versicherungsombudsmann S. 109
Bei der Interpretation dieser Daten muss man aber immer im Hinterkopf behalten, dass die Basiszahlen sehr gering sind. Deshalb wurden auch ganz geringe Beschwerdeaufkommen in einzelnen Sparten nicht getrennt erfasst (Anteil „sonstiger“ wieder bei 20 Prozent).
Bei Vermittlern kann der Ombudsmann keine bindende Entscheidung treffen
Bei Beschwerden gegen Versicherungsvermittler gilt für den Ombudsmann eine eigene Verfahrensordnung, nach der er „in geeigneten Fällen“ einen Schlichtungsvorschlag unterbreiten kann. Weitergehende Befugnisse sind hier nicht geregelt.
Und im Gegensatz zum Unternehmensbereich kann der Ombudsmann keine bindenden Entscheidungen bei Versicherungs-Vermittlern treffen. Hier könnten sich aber aus dem jüngst verabschiedeten Verbraucher-Streitbeilegungsgesetz Weiterentwicklungen ergeben.
Ombudsmann Hirsch wies in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich darauf hin, dass Verbraucherschutz-Verbände befugt seien, Vermittlerbeschwerden einzulegen. Weitere Details können im Jahresbericht 2015 des Ombudsmanns nachgelesen werden, der unter diesem Link als PDF-Dokument heruntergeladen werden kann.