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Stärkung der bAV: große Lü­cken in der Ta­rif­bin­dung

26.10.2016

Die Bundesregierung will die Verbreitung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen fördern. Welches Potenzial es hier gibt, zeigen neue statistische Daten zu tarifgebundenen Betrieben.

Die Bundesregierung will für eine Stärkung der betrieblichen Altersversorgung (bAV) und dabei insbesondere eine stärkere Verbreitung bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen sorgen. Ein diesbezüglicher Referentenentwurf befindet sich in finaler Abstimmung. Neue statistische Daten belegen, welches Potenzial für das sogenannte Tarifpartnermodell vorhanden ist. Danach unterliegen nur elf Prozent der Arbeitnehmer der Tarifbindung. Über alle Arbeitnehmer in Deutschland hochgerechnet arbeiteten 2014 nur 45 Prozent aller Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben.

Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (SPD) strebt eine stärkere Beteiligung gerade kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) an. Ein Referentenentwurf soll in Kürze in die Verbändeanhörung gegeben werden.

Welches Potenzial in der Ausweitung der bAV liegt, machen jüngste Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) deutlich, das erstmals auch für kleine Unternehmen mit einem bis neun Beschäftigten Daten zur Tarifbindung veröffentlichte.

Potenzial für Tarifpartnermodell vorhanden

Wie Destatis gestern in Wiesbaden mitteilte, unterliegen bei den kleinen Betrieben mit bis zu neun Mitarbeitern nur elf Prozent der Beschäftigten einem Branchentarifvertrag. Und in der Betriebsgröße mit zehn bis 49 Mitarbeitern werden auch nur 20 Prozent der Beschäftigten nach einem Branchentarifvertrag oder Firmentarifvertrag entlohnt.

Das Potenzial für das von Nahles angestrebte Tarifpartnermodell Betriebsrente ist da, insbesondere dann, wenn Branchentarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt würden.

Nur 45 Prozent der Arbeitnehmer arbeiten tarifgebunden

Insgesamt arbeiteten 45 Prozent der Beschäftigten im Jahr 2014 – die Daten werden nur alle vier Jahre erhoben – im Rahmen eines Tarifvertrags. Für 41 Prozent der Arbeitnehmer gelten dabei die Regeln eines Branchentarifvertrags und für vier Prozent gab es einen Firmentarifvertrag. Laut Destatis sind die für das Jahr 2014 gewonnenen Daten nicht mit denen des Jahres 2010 vergleichbar, da man eben erstmals die Kleinbetriebe mit einbezogen habe.

In Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten ist ein Tarifvertrag weit verbreitet. 82 Prozent der Arbeitnehmer waren hier tarifgebunden, 73 Prozent durch einen Branchentarifvertrag und neun über einen Firmentarifvertrag. Und auch bei einer Betriebsgröße zwischen 500 und 999 Mitarbeitern ist noch gut jeder zweite Arbeitnehmer (53 Prozent) tarifvertraglich abgesichert.

Tarifbindung nach Unternehmensgroesse (Bild: Destatis)
(Bild: Destatis)

Betrachtet man allerdings die Anzahl der tarifgebundenen Unternehmen, dann waren 2014 dies nur knapp 15 Prozent aller Unternehmen. Das dürfte eben an der großen Zahl von kleinen und mittelgroßen Unternehmen liegen. In die Datenauswertung waren laut Destatis eine Million Beschäftigungs-Verhältnisse in 60.000 Betrieben einbezogen worden.

Große Branchen-Unterschiede bei der Tarifbindung

Die Statistiker haben die Daten auch nach den einzelnen Branchen aufgeschlüsselt, wobei sich erhebliche Unterschiede ergaben. Eine 100-prozentige Tarifbindung gab es danach nur für die Beschäftigten und Soldaten in der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und der Sozialversicherung.

Stark verbreitet sind Tarifverträge auch unter Arbeitnehmern in der Energieversorgung (85 Prozent) und in dem Bereich Erziehung und Unterricht (83 Prozent).

Es gibt aber eben auch Branchen, die weit zurückliegen. Die Arbeitnehmer, die in der Land- und Forstwirtschaft sowie in der Fischerei tätig sind, haben mit einer 13-prozentigen Tarifbindung die geringste Quote. Auch im Gastgewerbe (23 Prozent) und bei den Arbeitnehmern in der Informations- und Kommunikationsbranche (22 Prozent) ist die Tarifbindung kaum üblich.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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