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Markt­wächter auf Kurs – Ver­si­che­rungs­mak­ler am Pran­ger

26.08.2016

Die bei den Verbraucherzentralen angesiedelten Marktwächter für Finanzen und Digitale Welt haben eine Zwischenbilanz gezogen. Bislang habe es knapp 7.000 auffällige Beschwerden gegeben, sechs Warnungen wurden ausgesprochen.

Die bei den Verbraucherzentralen angesiedelten Marktwächter für Finanzen und Digitale Welt haben eine positive Zwischenbilanz gezogen. Das sieht auch das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz so, das den Marktwächter finanziert. Der Marktwächter wies gestern vor der Presse anhand von konkreten Beispielen auf sein Wirken hin. Dabei ging es in einem Fall auch um einen Versicherungsmakler, der seiner Kundin riet, ihre Lebensversicherungen über einen externen Dienstleister abwickeln zu lassen.

Das zunächst bis Ende 2017 befristete Marktwächter-Projekt, das bei den Verbraucherzentralen angesiedelt ist, hat für sich eine positive Halbzeitbilanz gezogen. Der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV), Klaus Müller, sagte gestern vor der Presse in Berlin, bis Ende 2017 werde der Marktwächter Finanzen und der Marktwächter für die Digitale Welt voll funktionsfähig sein.

Ulrich Kelber (Bild: Brüss)
Ulrich Kelber (Bild: Brüss)

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV), Ulrich Kelber (SPD), erklärte, er sei optimistisch, dass der Bund auch künftig den Marktwächter weiter finanzieren werde. Dieser sei eine schöne Blaupause, um auch Marktwächter für Gesundheit und Energie aufzubauen.

Vorgänge systematisch erfasst

„Der Dreiklang aus warnen, über Risiken aufklären und die Verbraucherinnen und Verbraucher schützen zeigt Wirkung“, erklärte Kelber. Er äußerte sich überzeugt, dass man zumindest in der mittelfristigen Finanzplanung bis zum Jahr 2020 Mittel für den Finanzmarktwächter einstellen werde. Derzeit wird der Finanzmarktwächter mit jährlich fünf Millionen Euro finanziert.

VZBV-Vorstand Müller sagte, es sei gelungen, vier Informationskanäle aufzubauen. So seien die über 200 Beratungsstellen eingebunden worden, die die eingehenden Anfragen und Beschwerden filtern würden. Es sei dabei eine systematische Vorgangserfassung installiert worden und auch ein „qualitativer Sensor“. Schließlich greife der Marktwächter zum Instrument der Sonderveröffentlichung und es sei die Internet-Seite marktwaechter.de geschaffen worden.

Mehr als 6.800 auffällige Verbraucher-Beschwerden gesammelt

Aus den über 200 Beratungsstellen der 16 Verbraucherzentralen seien den beiden Marktwächtern aus über einer halben Million Anfragen, Beschwerden und Beratungsgesprächen über 6.800 auffällige Meldungen gesammelt worden. Wöchentlich entspreche dies einem Volumen zwischen 100 und 200 Auffälligkeiten, sagte Müller weiter.

Werde ein Problem herausgefiltert, würden etwa schnelle Warnungen helfen, Verbraucher auf konkrete Maschen oder Anbieter aufmerksam zu machen. In diesem Jahr sei dies bereits sechs Mal der Fall gewesen. Müller verwies auf die Warnung vor teuren aber nutzlosen Dienstleistern, die Rückabwicklungen von Versicherungen anböten.

Zwischenbilanz Marktwächter (Bild: VZBV)
Zum Vergrößern Bild klicken (Bild: Screeshot, VZBV)

Makler habe Rückabwicklungen empfohlen

Dabei wurde anonymisiert auf einen konkreten Fall verwiesen, bei dem ein Versicherungsmakler seine Kundin kontaktierte und ihr anbot, ihre zwei beim ihm abgeschlossenen Lebensversicherungen über einen anderen Dienstleister rückabzuwickeln. Dieser könne nach einem erfolgreichen Rechtsstreit einen Mehrwert bei der Rückabwicklung von 20.000 Euro erzielen.

Die Kundin sei aber misstrauisch geworden und habe sich an die Verbraucherzentrale gewandt. Im Einzelfall könnten Verbraucher bis zu 50 Prozent der Rückzahlungen verlieren, warnte Müller.

Müller: Reibungslose Zusammenarbeit mit der Bafin

Klaus Müller (Bild: Brüss)
Klaus Müller (Bild: Brüss)

Müller sagte, auch wenn man gerne direkt an die Öffentlichkeit gehe, so würden im Zusammenspiel mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) zunächst einmal die gewonnenen Informationen vertraulich ausgetauscht. Und da die Bafin ganz andere Eingriffsmöglichkeiten habe, müssten Anliegen entsprechend fundiert vorgetragen werden.

Der VZBV-Vorstand verwies auf den Fall von unseriösen Kreditangeboten einer niederländischen Bank im Internet. Die Bafin habe dann festgestellt, dass diese Bank unerlaubt tätig gewesen sei, und habe eine Untersagung ausgesprochen.

Bankenverband sieht Verbesserungspotenzial

Der Bundesverband deutscher Banken erklärte zur Halbzeitbilanz des Finanzmarktwächters, dieser könne durch sein Frühwarnsystem durchaus zu einem schnelleren Erkennen unseriöser Anbieter wie etwa im Fall Prokon beitragen.

Der Finanzmarktwächter könne seine Stärken aber nur ausspielen, wenn er seine Aufgabe im Gebote der Neutralität ausführen würde. Und vor Veröffentlichungen wäre es wünschenswert, dass die betroffenen Interessengruppen angehört würden. Von daher bestehe noch Verbesserungspotenzial.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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