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Die deut­schen Le­bens­ver­si­che­rer im Eu­ro­pa-Ver­gleich

16.01.2017

Der europäische Versicherungsverband hat die endgültigen Geschäftszahlen für 2015 veröffentlicht. Die Entwicklung der heimischen Branche weicht dabei teils deutlich vom kontinentalen Trend ab.

Die im europäischen Versichererverband Insurance Europe organisierten Versicherer erzielten 2015 einen Beitragszuwachs von zwei Prozent. In der Lebensversicherung gab es kontinental gesehen ein Plus von anderthalb Prozent. In Deutschland ging es in Leben um gut ein Prozent bergab. Die anderen drei großen europäischen Märkte Frankreich, Italien und Großbritannien hatten in Leben Zuwächse zwischen 5,2 und 1,4 Prozent zu verzeichnen. Insgesamt hat der Verband einen starken Trend hin zu Fondspolicen ausgemacht.

Die europäische Versicherungswirtschaft hat die gebuchten Bruttobeitragseinnahmen 2015 um zwei Prozent auf einen neuen Rekordwert von 1.207 Milliarden Euro ausgebaut, wie aus kürzlich vom europäischen Versicherungsverband Insurance Europe veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Der Zuwachs war allerdings nur noch halb so groß wie im Jahr zuvor. Die Steigerung auf Zehnjahressicht bezifferte der Europäische Versichererverband auf 11,7 Prozent.

Zum Vergleich: Die deutsche Versicherungswirtschaft erzielte 2015 ein Beitragsplus von 0,7 Prozent auf 193,9 Milliarden Euro, wie dem Statistischen Taschenbuch der Versicherungswirtschaft 2016 des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) zu entnehmen ist. In der nationalen und kontinentalen Entwicklung gab es deutliche Unterschiede.

Während das Beitragsaufkommen in Europa im vergangenen Jahrzehnt zwei Mal rückläufig war, gab es in Deutschland eine kontinuierliche Zunahme. Diese fiel zwischen 2006 und 2015 mit 19,7 Prozent fast doppelt groß aus wie auf kontinentaler Ebene.

Bild: Wichert

Der Anteil der deutschen an den europäischen Prämien betrug 2015 rund 16 Prozent und war zum dritten Mal in Folge rückläufig. Seit 2008 lag der Anteil allerdings ohne große Schwankungen zwischen 16,1 und 16,5 Prozent.

Leben-Prämien: Europaweites Plus von 1,5 Prozent

Die europäischen Lebensversicherer haben 2015 rund 733 Milliarden Euro Beitragseinnahmen erzielt, was einem Zuwachs von 1,5 Prozent entspricht. Im Jahr zuvor war das Plus mit über sechs Prozent noch mehr als vier Mal so hoch.

In den einzelnen Ländern verlief das Geschäft höchst unterschiedlich im Vergleich zum Jahr zuvor. Besonders starke Zuwächse gab es in Malta (plus knapp ein Drittel), in Island (plus knapp ein Fünftel) sowie in Irland (plus rund ein Sechstel). Hingegen gab es in Portugal (minus 17 Prozent) sowie in den Niederlanden und der Tschechischen Republik (jeweils minus 16 Prozent) starke Beitragsrückgänge.

So entwickelten sich die vier großen Märkte

72 Prozent der Einnahmen entfielen auf die vier großen Märkte Großbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland. Der laut Insurance Europe um 0,6 Prozentpunkte erhöhte Anteil resultierte vor allem aus einem überdurchschnittlichen Anstieg in Frankreich (plus 5,2 Prozent) und Italien (plus 4,0 Prozent), während die britischen Lebensversicherer leicht unterdurchschnittlich zulegten (plus 1,4 Prozent).

In Deutschland gab das Prämienaufkommen inklusive Pensionskassen und Pensionsfonds hingegen um 1,1 Prozent auf 92,662 Milliarden Euro nach. Bei den laufenden Beiträgen gab es ein leichtes Plus um 0,3 Prozent, während das Einmalbeitragsgeschäft um 4,0 Prozent rückläufig war.

Dabei sank die Zahl der Neuverträge mit 8,1 Prozent fast doppelt so stark wie die Neugeschäftsprämien (minus 4,2 Prozent). Der europäische Versichererverband führt dies auf das gesteigerte Jahresendgeschäft 2014 zurück, als es einen „Schlussverkauf“ wegen der anstehenden Absenkung des Garantiezinses von 1,75 auf 1,25 Prozent gab.

Starker Trend zu Fondspolicen

Der europäische Versichererverband berichtet ferner von einer Entwicklung weg von traditionellen hin zu fondsgebundenen Produktlösungen. So sei etwa das starke Prämienwachstum in Italien dem massiven Zuwachs von Fondspolicen (plus 45,8 Prozent) geschuldet. Für Frankreich wird ein Plus von knapp einem Drittel ausgewiesen. In Deutschland sei der Anteil nach dem dritten Anstieg in Folge auf über ein Sechstel angewachsen.

Wie bereits im letzten Sommer von Insurance Europe veröffentlichte Zahlen zeigen, gibt es je nach Land große Unterschiede in der Bedeutung der Lebensversicherung für das Gesamtgeschäft. Die Spannbreite liegt zwischen rund einem Achtel in der Türkei und über 80 Prozent in Schweden und Finnland. Deutschland liegt mit 47,8 Prozent deutlich unter dem europäischen Schnitt von 61 Prozent.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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