Die Branche wird ihr Wachstum 2018 nach Einschätzung von Munich Re leicht steigern. Nach real 2,9 Prozent 2016 und (voraussichtlich) 2017 sollen es demnach 2018 bei 3,0 Prozent liegen. Langfristig, also bis 2025, prognostiziert der Rückversicherer, dass die Schwellenländer Asiens mit dem Erstversicherungs-Prämienanteil Westeuropas nahezu gleichziehen werden.
Um durchschnittlich 2,9 beziehungsweise 3,0 Prozent wird der globale Erstversicherungs-Sektor 2017 und 2018 real, das heißt inflationsbereinigt, laut aktuellen Prognosen der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Munich Re) wachsen (nominell: 4,5 Prozent pro Jahr).
„Während im laufenden Jahr die Prämieneinnahmen nur nominal stärker wachsen, ist 2018 auch inflationsbereinigt ein leicht höheres Wachstum von 3,0 Prozent in Sicht“, führt das Unternehmen näher aus.
Die Prämienentwicklung verlaufe damit voraussichtlich ähnlich wie jene der Weltwirtschaft, „die 2017 um real 2,9 Prozent und 2018 um 3,1 Prozent wachsen dürfte“.
Das erwartete Prämienwachstum werde somit leicht über jenem von 2016 (2,9 Prozent) und „deutlich über dem durchschnittlichen Wachstum von knapp zwei Prozent der vergangenen zehn Jahre“ liegen.
Schaden/Unfall wächst, aber schwächer als Gesamtwirtschaft
Für die Schaden/Unfall-Versicherung prognostiziert Munich Re 2017 und 2018 im Schnitt einen Prämienzuwachs von vier Prozent oder „umgerechnet“ real von 2,3 (2017) beziehungsweise 2,5 (2018) Prozent. Die Höhe der erwarteten realen Zuwachsraten liege damit rund einen halben Prozentpunkt unter dem erwarteten Wirtschaftswachstum.
Die stärksten Zuwächse sind nach Dafürhalten des Rückversicherers in den Schwellenländern Asiens und der Region Naher Osten/ Nordafrika zu erwarten. „Die Wachstumsraten in den etablierten Märkten Europas und Nordamerikas fallen naturgemäß deutlich geringer aus.“
In vielen Schwellenländern wie Brasilien, aber auch in Russland, erhole sich die Konjunktur „deutlich“, kommentiert Michael Menhart, Chefvolkswirt von Munich Re. „Das erhöht das Wachstum in der Schaden-/Unfallversicherung. In den meisten Industrieländern – in der Eurozone, den USA und in Japan – begünstigt das solide wirtschaftliche Umfeld die Nachfrage.“
Leben wächst stärker als Gesamtwirtschaft
Anders als in der Schaden-/Unfallversicherung rechnet Munich Re in der Lebensversicherung bis 2018 mit einem Prämienplus, das etwas über dem Wirtschaftswachstum liegt. Im Schnitt soll es demnach gut 4,5 Prozent – real 3,1 (2017) beziehungsweise 3,2 (2018) drei Prozent – betragen.
Als wesentliche Treiber identifiziert Munich Re zum einen Wachstumsmärkte in Asien. In den asiatischen Schwellenländern werde sich das Wachstum – nach „außerordentlich starken“ Prämienzuwächsen in China 2015 – wieder abschwächen, „aber noch klar über zehn Prozent (real) bleiben“.
Zum anderen geht der Rückversicherer davon aus, dass die Prämien in Lateinamerika 2017 und 2018 voraussichtlich um knapp 8,5 Prozent – real 6,6 (2017) beziehungsweise 6,7 (2018) Prozent – spürbar nach oben klettern werden.
Niedrigzins bleibt Last für die Leben-Sparte in Industrieländern
In Industrieländern bleiben die Perspektiven für die Lebensversicherung indes durch die Niedrigzinsphase belastet, so Munich Re. „Das Prämienwachstum dürfte hier hinter dem Wirtschaftswachstum bleiben.“
Allerdings könne „das starke Prämienwachstum in den Schwellenländern die moderate Entwicklung in den Industrieländern“ nahezu vollständig ausgleichen.
Jahr | Schaden/Unfall | Leben | ||
---|---|---|---|---|
Global | Westeuropa | Global | Westeuropa | |
Wachstum der Erstversicherungsprämien, real (inflationsbereinigt). Quelle: Munich Re. | ||||
2016 | 2,3 % | 1,7 % | 2,4 % | –1,3 % |
2017 | 2,3 % | 1,5 % | 3,1 % | 1,1 % |
2018 | 2,5 % | 1,4 % | 3,2 % | 1,1 % |
Langfristiger Ausblick: Schwellenländer legen zu
Auch eine längerfristige Prognose, bis zur Mitte der 2020er-Jahre, stellt der Rückversicherer an. In Summe, schätzt Munich Re, wird das weltweite Erstversicherungs-Prämienvolumen bis 2025 im Schnitt um rund viereinhalb Prozent (nominell) beziehungsweise fast drei Prozent (real) jährlich wachsen und auf 6,35 Billionen (2016: 4,18 Billionen) ansteigen.
In der Langfristvorhersage werden Nordamerika und Westeuropa auch weiterhin – wenn auch nur noch knapp – mehr als die Hälfte der weltweiten Prämien stellen und nach wie vor die ersten Plätze im „Weltregionen-Ranking“ belegen, allerdings mit reduzierten Anteilen.
„Angesichts der starken Wachstumsraten nehmen Schwellenländer einen immer größeren Anteil auf dem internationalen Versicherungsmarkt ein: Zum erwarteten zusätzlichen Prämienvolumen steigt der Anteil an Erstversicherungs-Prämien von 20 Prozent (2016) bis 2025 auf voraussichtlich 47 Prozent“, heißt es von Munich Re.
Mehrere potenzielle Wachstumskatalysatoren
Die Gruppe „Schwellenländer Asiens“ wird in diesem Szenario 2025 auf Platz drei vorgerückt sein und sich nahe an Westeuropa „herangearbeitet“ haben. Munich Re führt dies insbesondere auf steigenden Lebensstandard und wachsenden Absicherungsbedarf zurück.
Mögliche positive Effekte sieht die Vorhersage jedoch auch für die Industrieländer: Steigende Zinsen und demografische Entwicklung könnten das Lebensversicherungs-Segment wieder beleben.
Davon abgesehen, könnte außerdem neue Produkte, die auf größere Flexibilität abzielen, die Versicherung biometrischer Risiken, Digitalisierung in Verkauf und Risikoprüfung sowie fondsgebundene und hybride Produkte für Auftrieb sorgen.
2016 | Prognose 2025 | ||||
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Rang | Region | Anteil | Rang | Region | Anteil |
Quelle: Munich Re | |||||
1. | Nordamerika | 31,1 % | 1. | Nordamerika | 27,8 % |
2. | Westeuropa | 28,2 % | 2. | Westeuropa | 24,5 % |
3. | Reife Märkte Asien/Pazifik | 19,8 % | 3. | Schwellenländer Asiens | 21,4 % |
4. | Schwellenländer Asiens | 13,3 % | 4. | Reife Märkte Asien/Pazifik | 17,5 % |
5. | Lateinamerika | 3,5 % | 5. | Lateinamerika | 4,2 % |
6. | Osteuropa | 1,6 % | 6. | Osteuropa | 1,8 % |
7. | Naher Osten u. Nordafrika | 1,3 % | Naher Osten u. Nordafrika | 1,8 % | |
8. | Afrika südlich der Sahara | 1,1 % | 8. | Afrika südlich der Sahara | 1,1 % |
Details zum Ausblick stellt Munich Re im „Insurance Market Outlook for 2017/18“ in englischer Sprache online zur Verfügung.