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Deut­sche sind ah­nungs­los in pun­kto Ren­te

24.04.2017

Wie viel Bundesbürger über ihre Rentenansprüche wissen, wem sie in Sachen Vorsorge keine Kompetenz zuschreiben und was sie sich künftig wünschen, zeigen zwei aktuelle Studien.

Ein unabhängiges, digitales Rentenkonto, das einem alle zu erwartenden Renteneinkünfte auflistet – das wünschen sich die Deutschen einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge zufolge. Ähnliches gaben auch die Teilnehmer einer Befragung von Pricewaterhouse-Coopers an. Sie hätten gern einen Vorsorgemanager, der sie über Altersbezüge informiert. In Punkte Vorsorge vertrauen die Deutschen aber nur auf sich selbst. Abgeschlagen auf den hinteren Rängen landen Banken und der Staat. Im Gesamten wissen sie zu wenig über ihre Renteneinkünfte. Die Deutsche Rentenversicherung räumt deshalb in einer Online-Wochenserie mit einschlägigen Rentenirrtümern auf.

Knapp die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) würde ein übergreifendes Online-Rentenkonto nutzen, in dem alle im Alter zu erwartenden Einkünfte aufgelistet und zusammengefasst werden. Das ergab eine Online-Umfrage (PDF-Datei, 296 KB) der Deutschen Institut für Altersvorsorge GmbH (DIA), die vom Meinungsforschungs-Unternehmen Insa Consulere GmbH durchgeführt worden ist. Dafür wurden Anfang April 2.030 Personen ab 18 Jahren in Deutschland befragt.

Neutrale, unabhängige Stelle gewünscht

In einem solchen, bislang hypothetischen Konto würden neben den Zahlungen der gesetzlichen Rentenversicherung auch Betriebsrenten und die private Altersvorsorge erfasst. 41 Prozent der Befragten halten ein derartiges Konto für notwendig. Besonders Männer (46 Prozent) sehen eine hohe Notwenigkeit in dieser Dienstleitung.

Je älter der befragte Personenkreis und je höher ihr Einkommen ist, desto häufiger empfinden sie ein übergreifendes Rentenkonto als notwendig. In dem Einkommensmilieu von 4.000 Euro netto und mehr ist das Interesse daran am größten.

Damit ein Rentenkonto ausreichend Akzeptanz in der Bevölkerung findet, „müsste es von einer neutralen und unabhängigen Stelle geführt werden, die mit keiner Einrichtung der Alterssicherung in Verbindung steht“, heißt es im Bericht zur Umfrage. 62 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus. Je höher der Bildungsstand der Befragten war, desto wichtiger war ihnen die Unabhängigkeit dieser Stelle.

Datenschutz ist sehr wichtig

Für drei Viertel der Teilnehmer ist der Schutz ihrer Online-Rentendaten durch geeignete technische Maßnahmen sehr wichtig. Dieses Datenschutzbedürfnis steigt mit zunehmendem Alter deutlich an. Während junge Befragte bis 24 Jahre nur zu 60 Prozent Wert auf Schutzmaßnahmen legen, liegt das Bedürfnis derjenigen, die älter als 65 Jahre sind, bei 84 Prozent.

Notwendigkeit des Rentenkontos (Bild: VersicherungsJournal)

„Die Bundesregierung muss in der kommenden Legislaturperiode endlich die Voraussetzungen für die Einrichtung eines Online-Rentenkontos schaffen“, fordert DIA-Sprecher Klaus Morgenstern in einer Pressemitteilung zur Umfrage. „In anderen Ländern gibt es bereits seit Längerem diese Möglichkeit zur umfassenden und vorausschauenden Information über die finanzielle Absicherung im Alter.

In Deutschland hingegen kommen entsprechende Initiativen, die bereits Vorarbeiten für ein solches Konto geschaffen haben, einfach nicht vom Fleck. Nur wer ausreichend über seine Rentenansprüche informiert ist, kann auch eigenverantwortlich handeln.“

Auch aus der Politik ertönten kürzlich Forderungen nach Online-Rentenkonten. Die FDP fordert im Rahmen ihres Parteiprogramms zur Bundestagswahl die Einführung eines sicheren Bürgerportals, auf dem alle Elemente der Altersvorsorge aufgeführt sind und man schnell ermitteln kann, wie hoch das Einkommen im Alter sein wird.

Die Deutschen vertrauen bei der Altersvorsorge nur sich selbst

Auch die Teilnehmer an der repräsentativen Befragung „Ganzheitliches Vorsorgemanagement“ (PDF-Datei, 585 KB) der Pricewaterhouse-Coopers GmbH (PWC) sprechen sich für einen Rentenüberblick in Form eines zusammenführenden Vorsorgemanagements aus. Für diese Untersuchung wurden im Dezember 2016 1.016 Bundesbürger ab 18 Jahren befragt.

Die Befragten der Studie wünschen sich eine Art Vorsorgemanager, der sie über ihre heutigen und zukünftigen Rentenansprüche sowie über die Veränderung der Ansprüche innerhalb verschiedener Szenarien informiert. Sie wollen, wie bereits die DIA-Rentenkonto-Studie zeigte, alle Vorsorgearten auf einen Blick aufgelistet haben. 80 Prozent der Befragten gaben an, einen solchen Vorsorgemanager zumindest anfänglich nutzen zu wollen, um ihren Vorsorgestatus zu ermitteln.

Was genau dieser Vorsorgemanager sein soll, in welcher Form – ob digital, als reale Ansprechperson, kostenpflichtig oder nicht – und von welcher Stelle aus er agieren soll, wird nicht näher erläutert.

Vertrauen bei der Altersvorsorge (Bild: VersicherungsJournal)

Kein Vertrauen in den Staat

Beim Thema Rente und Altersvorsorge – das zeigt die Befragung – vertrauen die Teilnehmer zu 52 Prozent nur sich selbst. Versicherer landen auf dem zweiten Rang in Sachen Beratungskompetenz, jedoch mit nur 15 Prozent der Stimmen. Hausbanken (neun Prozent) und dem Staat (acht Prozent) schrieben die Befragten die geringste Kompetenz diesbezüglich zu.

Dass die Deutschen in die Altersvorsorge an sich kein Vertrauen haben, zeigte die Studie „DIA-Deutschland-Trend-Vorsorge“ aus dem vergangenen Januar. Auch hier vertrauten sie am wenigsten auf den Staat und die gesetzliche Vorsorge. Am besten – aber dennoch mit rückläufigem Ergebnis – schnitt die betriebliche Altersversorgung ab.

Die PWC-Autoren fanden zudem heraus, dass lediglich ein Drittel der Umfrageteilnehmer ein klares Bild von der Höhe ihrer Altersvorsorgeeinkünfte haben. 41 Prozent wüssten ungefähr, was ihnen zustünde, und jeder Fünfte tappt diesbezüglich im Dunklen.

Rentenirrtümer aufklären

Im Allgemeinen scheinen die Deutschen recht wenig über „die Rente“ zu wissen. Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) räumt in einer Online-Wochenserie mit einschlägigen Rentenirrtümern auf und klärt grundsätzliche und spezifische Fragen rund um das Thema Rentenbezug.

Unter anderem wird erklärt, dass man eine Rente – wie jede andere Sozialleistung auch – beantragen muss und sie nicht automatisch „kommt“. Auch dass Männer Anspruch auf Witwenrente haben und das bereits seit der Reform des Hinterbliebenenrechts Mitte der 1980er-Jahre, stellt die DRV dar. Ein Anspruch des Hinterbliebenen besteht, wenn der verstorbene Ehepartner mindestens fünf Jahre Rentenbeiträge gezahlt hat oder wenn dieser zum Todeszeitpunkt Rente bezogen hat.

Ein weiterer Irrtum, mit dem hier gebrochen wird, ist, dass die eigene Rente auf Altersrente des Ehepartners angerechnet wird. Dem ist grundsätzlich nicht so. Eine Ausnahme gäbe es jedoch bei Rentenansprüchen nach dem Fremdrentengesetz. Hier gibt es eine summenmäßige Begrenzung der Ansprüche.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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