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Ideal muss Rechts­schutz sa­nieren

23.05.2016

Klein, aber nicht fein: Der Kompositversicherer wächst rasant in Rechtsschutz, hat aber Probleme mit der Schadensituation. Das verdarb 2015 das Ergebnis und erforderte eine Kapitalerhöhung.

Dank zweistelliger Zuwachsraten ist der Rechtsschutz 2015 zur größten Sparte der Ideal Versicherung AG geworden. Doch die Sparte belastet mit einer hohen Schadenquote das gesamte Ergebnis. Im Geschäftsbericht 2015 wird über die Sanierung und die weiteren Perspektiven berichtet. Für 2016 wird erneut ein Verlust erwartet.

Die Ideal Versicherung AG hat 2015 bei einem Beitragsaufkommen von nur 15,76 (Vorjahr: 14,76) Millionen Euro nach Steuern 5,4 Millionen Euro Verlust geschrieben. Zusammen mit einem Jahresfehlbetrag des Vorjahres summiert sich dies zu 6,14 Millionen Euro Bilanzverlust.

Um diesen gut schultern zu können, hat die Obergesellschaft, die Ideal Lebensversicherung a.G., 2015 das Kapital um sechs Millionen Euro erhöht. Die Solvabilitätsquote erreichte danach 128 Prozent. Die Defizite rühren aus der Rechtsschutzsparte.

Tiefes Minus

Über alle Sparten weist der Kompositversicherer der Ideal-Gruppe eine Netto-Schadenquote von 83,5 Prozent, eine Schaden-Kosten-Quote von 122,5 (97,5) Prozent (Branchenwert 2015: 97 Prozent) aus und ein negatives Abwicklungsergebnis von 67,9 (minus 25,1) Prozent der Eingangsrückstellungen.

Im Rechtsschutz stieg die Zahl der Verträge 2015 um ein Viertel auf 39.136 Verträge. Die Beiträge nahmen um 31,5 Prozent auf 5,13 Millionen Euro zu und überholten damit die beiden bisher größten Sparten Unfall (4,63 Millionen Euro) und Hausrat (4,17 Millionen Euro).

Bild: Screenshot Ideal Geschäftsbericht 2015
Bild: Screenshot Ideal Geschäftsbericht 2015

„Erhebliche“ Anpassungen der Rechtsanwaltshonorare im Rahmen des Zweiten Gesetzes zur Modernisierung des Kostenrechts hätten das Rechtsschutzgeschäft belastet, wird im Geschäftsbericht 2015 argumentiert. In der Branche werden für diese Kostensteigerungen bereits seit längerem die Rückstellungen verstärkt.

Einzelne Plattformen eingestellt

Umfassende Maßnahmen zur Verbesserung der Schadensituation seien zeitnah umgesetzt worden, wird berichtet. Neben der Einführung eines neuen Tarifs und weiteren Beitragsanpassungen in den übrigen Tarifen seien Altbestände mit Vorschäden saniert und das Rechtsschutz-Angebot über einzelne Plattformen eingestellt worden.

Der Leistungsumfang für Beratungskosten bei der Erstellung von Patientenverfügungen, Vorsorgevollmachten und Testamenten wurde bei den Verträgen ab Dezember eingeschränkt. Als weitere Maßnahmen werden Bonitätsprüfungen und Fragen im Antragsprozess nach Vorschäden genannt.

Der Vorstand erwartet, dass die Effekte der eingeleiteten Maßnahmen 2016 „spürbar“ werden und sich die Schadensituation im Rechtsschutz „sukzessive“ entspannt. „Sollten die Maßnahmen ihre Wirkung erst später als erwartet entfalten, besteht das Risiko einer erneut notwendigen Kapitalerhöhung zur Sicherung der Solvenzsituation“, heißt es im Risikobericht.

Rückstellungen erhöht

Den Angaben zufolge wurden 2015 für Rechtsschutz eine Drohverlustrückstellung gebildet. Das Verfahren zur Ermittlung der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle wurde von der Gruppen- auf Einzelbewertung umgestellt, was die höheren Rückstellungen von 1,76 Millionen Euro verlangte. Insgesamt belaufen sich die versicherungs-technischen Rückstellungen auf 15,99 (Vorjahr: 10,26) Millionen Euro; davon 7,12 (2,93) Millionen Euro für Rechtsschutz.

Über alle Sparten wird eine Kostenquote ausgewiesen von brutto 38,6 (39,6) Prozent beziehungsweise netto von 39,1 (40,6) Prozent. Die Höhe wird teils auch mit der Vorfinanzierung des starken Neugeschäfts begründet.

Trotz außerordentlicher Erträge aus dem Verkauf von festverzinslichen Wertpapieren und Darlehen von 0,55 (0,09) Millionen Euro sank das Kapitalanlageergebnis insgesamt auf 0,185 (0,454) Millionen Euro und hat damit eigenem Bekunden nach „deutlich“ den Planansatz für 2015 verfehlt.

Nochmals mit Verlust

Im Ausblick des Berichts wird davon ausgegangen, dass die Ideal ihren Wachstumsprozess fortsetzt. Dazu binde man zum einen stetig neue Vertriebspartner an, zum anderen würden die Produkte regelmäßig optimiert. Im Zuge der Umstrukturierung des Konzerns soll die Ideal Versicherung in Ideal Sachversicherung AG umbenannt werden.

Im Hinblick auf das Wachstum von noch jungen Sachversicherungs-Sparten wird mit vergleichsweise hohen Dotierungen der Schwankungsrückstellung gerechnet. Auch für den Rechtsschutz sei nochmals mit einer höheren Zuführung zur Schwankungsrückstellung zu rechnen. Deshalb gehe man für 2016 erneut von einem Jahresfehlbetrag aus, der jedoch signifikant niedriger als 2015 ausfallen werde.

Weitere Details zur Geschäftsentwicklung können im Geschäftsbericht nachgelesen werden, der auf dieser Internetseite zum Download bereit steht.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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