Open Nav Beratung anfordern

So ar­muts­ge­fähr­det sind die Bun­des­bür­ger

23.09.2016

Der Anteil der armutsgefährdeten Deutschen ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich angestiegen. In welchen Bevölkerungsgruppen das größte Risiko besteht, zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes.

Zwischen 2005 und 2015 hat die Armutsgefährdung in Deutschland nach aktuellen Destatis-Zahlen auf fast 16 Prozent zugenommen. Im Osten ist die Situation besser geworden, im Westen schlechter. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende sowie Single- und kinderreiche Haushalte.

Die Armutsgefährdungsquote ist in den vergangenen zehn Jahren bundesweit um einen Prozentpunkt auf 15,7 Prozent gestiegen, wie gestern vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichte Zahlen zeigen.

Wie Armutsgefährdung definiert wird

Als armutsgefährdet gelten gemäß Definition der Europäischen Union Menschen, die weniger als 60 Prozent des mittleren bedarfsgewichteten Einkommens (Median) der Bevölkerung in Privathaushalten auskommen müssen, erläutert das Statistische Bundesamt. Berechnet wird das bedarfsgewichtete Einkommen (Äquivalenzeinkommen) „auf Basis der 1994 entwickelten neuen OECD-Skala [...].

Nach dieser wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden kleinere Gewichte eingesetzt (0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen“, teilt Destatis weiter mit.

Deutliche Unterschiede

Aufgeschlüsselt nach Bundesländern und weiteren soziodemografischen Merkmalen zeigen sich jedoch zum Teil deutliche Unterschiede, was die Quoten wie auch deren Entwicklung seit 2005 betrifft.

Bild: Screenshot Destatis.de
Armutsgefährdung in den Bundesländern 2005 und 2015
Zum Vergrößern Bild klicken
(Bild: Screenshot Destatis.de)

So ist die Armutsgefährdungsquote in neuen Bundesländern (inklusive Berlin) im Betrachtungszeitraum um 0,7 Prozentpunkte auf immer noch klar über dem Bundesschnitt liegende 19,7 Prozent zurückgegangen.

Im Gegenzug hat sich die Quote in den alten Ländern ohne Berlin um 1,5 Prozentpunkte auf 14,7 Prozent erhöht.

Das höchste Armutsrisiko besteht den Destatis-Zahlen zufolge in Bremen, wo der Anteil bei fast einem Viertel liegt. Vergleichsweise hoch ist das Risiko mit jeweils über einem Viertel auch in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt.

Die niedrigsten Werte werden mit jeweils einem knappen Achtel für Bayern und Baden-Württemberg ausgewiesen.

Im Osten rückläufige, im Westen zunehmende Quoten

Aus den Zahlen des Statistischen Bundesamts geht weiter hervor, dass in den östlichen Ländern auf Zehnjahressicht mit Ausnahme von Berlin Rückgänge zu verzeichnen waren. In den Ländern des früheren Bundesgebiets gab es hingegen durchgängig Zunahmen.

Das größte Plus stand mit über drei Prozent für Nordrhein-Westfalen zu Buche. Ein überdurchschnittlich hoher Zuwachs war mit jeweils weit über zwei Prozent auch in Berlin und Bremen zu verzeichnen. Hingegen ging die Armutsgefährdungsquote in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt um jeweils über zwei Prozent zurück.

Alleinerziehende besonders gefährdet

Wie das statistische Dantematerial weiter zeigt, ist das Armutsrisiko bei Frauen leicht größer als bei Männern. Deutlich überdurchschnittlich ausgeprägt ist die Armutsgefährdungsquote bei den Unter-18-Jährigen (knapp ein Fünftel) sowie in der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren (über ein Viertel). Leicht unterdurchschnittliche Werte werden für die älteren Jahrgänge ausgewiesen.

In Haushalten mit zwei Erwachsenen ohne beziehungsweise mit einem Kind ist das Armutsrisiko am niedrigsten. Hier liegen die Quoten jeweils unter zehn Prozent. In kinderreichen Haushalten mit zwei Erwachsenen sowie Einpersonenhaushalten gibt es hingegen klar überdurchschnittliche Werte von jeweils über einem Viertel. Besonders stark gefährdet sind Alleinerziehenden mit Kind(ern): Hier liegt die Quote bei über 40 Prozent.

In den letztgenannten Bevölkerungsgruppen ist laut einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann Stiftung auch die Kinderarmut (definiert als Bezug von staatlicher Grundsicherung) deutlich überproportional ausgeprägt.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

zurück