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Versicherte Unwetter­schäden gehen in die Milliarden

17.06.2016

Die Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ wüteten Ende Mai und Anfang Juni durch weite Teile Deutschlands. Nach der jetzt vom GDV veröffentlichten zweiten Schadenprognose wird es deutlich teurer als zunächst gedacht.

Die deutsche Versicherungswirtschaft wird für die Folgen der Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ schätzungsweise 1,2 Milliarden Euro zahlen müssen. Dies gab der GDV gestern bekannt. Ein Sechstel davon entfällt auf die Kfz-Versicherung, der Rest auf Schäden an Wohn- und Geschäftsgebäuden sowie Hausrat.

Ende Mai und Anfang Juni zogen die Sturmtiefs „Elvira“ und „Friederike“ über Deutschland und richtete in vielen Ortschaften verheerende Beschädigungen an. Fast ein Dutzend Menschen verloren dabei ihr Leben.

GDV-Schätzung: Rund 1,2 Milliarden Euro versicherter Schaden

Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) waren vor allem der Süden und der Westen von sintflutartigem Starkregen betroffen. So hätten beispielsweise in Braunsbach in Baden-Württemberg, im bayerischen Simbach am Inn und im rheinland-pfälzischen Altenahr Überschwemmungen nach massiven Regenfällen schwere Schäden angerichtet.

Nach der gestern vom GDV veröffentlichten Schadenprognose muss die Versicherungswirtschaft für die Schäden tief in die Tasche greifen. Das versicherte Schadenvolumen schätzt der Verband auf rund 1,2 Milliarden Euro.

Etwa 200 Millionen Euro davon entfallen auf die Kraftfahrzeug-Versicherung, die verbleibende etwa eine Milliarde Euro auf Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- sowie Industriebetrieben.

„Noch nie haben Unwetter mit heftigen Regenfällen innerhalb so kurzer Zeit so hohe Schäden verursacht“, lässt sich der GDV-Präsident Dr. Alexander Erdland in einer Pressemitteilung zitieren. Allein für „Elvira“ hatte der Versichererverband knapp eine halbe Milliarde Euro für versicherte Schäden prognostiziert.

Nur 38 Prozent der Gebäude versichert

Der tatsächliche volkswirtschaftliche Schaden dürfte um ein Vielfaches höher liegen. Denn Überschwemmungen nach Starkregen gehören nicht zum „normalen“ Deckungsumfang von Gebäude- und Hausrat-Policen. Hierzu ist zusätzlich eine erweiterte Elementargefahren-Deckung erforderlich.

Bild: GDV
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Die Versicherungsdichte mit diesem Zusatzschutz in der Gebäudeversicherung liegt nach GDV-Angaben bundesweit bei 38 Prozent (Stand: Juni 2015). Je nach Bundesland gibt es aber erhebliche Unterschiede.

Spitzenreiter ist Baden-Württemberg, in der die Elementarschaden-Deckung bis Mitte der 1990er-Jahre eine Pflichtversicherung war, mit einer Quote von 95 Prozent. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind es jeweils rund 45 Prozent. In Nordrhein-Westfalen sind es immerhin noch 36 Prozent, während in Bremen, Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein die Werte zum Teil deutlich unter 20 Prozent liegen.

Der Versichererverband weist weiter darauf hin, dass insbesondere in Simbach am Inn und Altenahr viele Gebäude nicht gegen Elementarschäden versichert gewesen seien – obwohl die meisten Schäden in der (problemlos versicherbaren) niedrigsten Risikozone zu verzeichnen gewesen seien. Ein Ähnliches Schadenbild hatte die SV Sparkassenversicherung Gebäudeversicherung AG auch nach dem Juni-Hochwasser vor drei Jahren vermeldet.

Schadenschätzungen verschiedener Anbieter

Inzwischen haben auch einige Versicherungs-Unternehmen erste Schadenprognosen abgegeben. Die SV etwa rechnet Stand 8. Juni mit circa 10.000 Schäden und bis zu 100 Millionen Euro Schadenaufwand. Das tatsächliche Ausmaß der Schäden werde aber erst nach den Aufräumarbeiten erkennbar, verweist das Unternehmen auf den vorläufigen Charakter der Zahlen.

Die Provinzial Rheinland geht Stand 7. Juni von knapp 5.000 Schäden mit einem Schadenvolumen von rund 20 Millionen aus. Besonders betroffen waren nach Unternehmensangaben der Niederrhein, der Süden von Bonn mit Grafschaft und Wachtberg sowie das Ahrtal. Dort seien in kürzester Zeit bis zu 75 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.

Der Versicherungskonzern Provinzial Nordwest bezifferte die Schadenzahl durch „Elvira“ und „Friederike“ auf etwa 12.000. An Schadenzahlungen rechnet der öffentliche Versicherer mit rund 25 Millionen Euro (Stand: 9. Juni).

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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