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Schrumpft die deutsche Be­völke­rung doch nicht?

24.05.2016

Deutschland ist ein attraktives Zuwanderungsland, dies belegen die großen Wanderungen der letzten Jahre. Hinzu kommen jetzt noch die Flüchtlinge. Das IW Köln hat unter Berücksichtigung dieser Fakten die Bevölkerungsentwicklung neu berechnet – mit überraschendem Ergebnis.

Das IW Köln hat jetzt unter Berücksichtigung der jüngsten Zuzüge nach Deutschland mit einem eigenen Prognosemodell die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2035 vorausberechnet. Das überraschende Ergebnis: Die Bevölkerungszahl in Deutschland dürfte im Jahr 2035 mit über 83 Millionen um mehr als eine Million höher als heute liegen.

Bislang halten viele Institutionen – allen voran das Statistische Bundesamt (Destatis) – trotz der zuletzt deutlich erhöhten Zuwanderung an ihren rückläufigen Prognosen zur längerfristigen Bevölkerungsentwicklung fest.

Das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln) kommt in einer aktuellen Vorausberechnung zu einem anderen Ergebnis. Deutschland werde auch wegen seiner niedrigen Arbeitslosigkeit als Einwanderungsland immer attraktiver, erläuterte Hans-Peter Klös, Geschäftsführer des IW Köln, vor der Presse in Berlin.

Zwar wird auch nach der IW-Prognose die Einwohnerzahl ab 2028 sinken; im Jahr 2035 würden mehr Menschen in der Bundesrepublik leben als nach der letzten Destatis-Prognose.

Rekordzuwanderung in 2015 verlangt laut IW neue Berechnungen

Nach der Rekordzuwanderung des vergangenen Jahres sei ein großer Bedarf an aktualisierten Informationen über die zukünftige demografische Entwicklung in Deutschland entstanden, schreibt IW-Autor Dr. Philipp Deschermeier in seinem jetzt veröffentlichten Beitrag „Einfluss der Zuwanderung auf die demografische Entwicklung in Deutschland“.

Allein für 2015 gehe Destatis in einer ersten Meldung zufolge von einer Nettozuwanderung von 1,1 Millionen Ausländern aus. Von den gut eine Million Flüchtlingen wurden aber nur die erfasst, die einen Asylantrag gestellt hatten (477.000).

Deschermeier erwartet, dass auch in diesem Jahr die weiter hohe Nettozuwanderung zu einem weiteren Bevölkerungsanstieg führen wird, der das Defizit von Geburten und Todesfällen mehr als ausgleichen wird. Allein 2016 dürften 300.000 bis 400.000 Asylanträge abgearbeitet werden. Im Ergebnis geht er davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2021 auf 83,9 Millionen von 81,9 Millionen zu Jahresbeginn 2016 ansteigen wird.

Bild: IW Köln, Screenshot IW-Trends 2.2016
Zum Vergrößern Bild klicken (Bild: IW Köln, Screenshot IW-Trends 2.2016)

Bei den Zahlen wird auf den Median der simulierten Bevölkerungsentwicklung abgestellt. Dach den Prognosewerten befinden sich 80 Prozent der Simulationen in einem Intervall zwischen 80,8 Millionen und 85,5 Millionen Menschen im Jahr 2035.

Der Alterungsprozess in Deutschland bleibt ungebrochen

Der IW-Autor dämpft zugleich eventuell aufkeimende Hoffnungen, dass damit die Alterung der Gesellschaft aufgehalten werden könnte. „Die demografischen Herausforderungen, beispielsweise am Arbeitsmarkt und in den sozialen Sicherungssystemen, bleiben somit hochrelevant.“

Die demografische Entwicklung in Deutschland mit einer alternden Gesellschaft werde sich auch in den kommenden zwei Dekaden nicht ändern, zeigt sich Deschermeier vielmehr überzeugt. Der geburtenstärkste Jahrgang der Baby-Boomer sei der Jahrgang 1964 mit etwa 1,4 Millionen Lebendgeburten gewesen. Die werden im Jahr 2035 über 70 Jahre alt sein.

Und der größte Teil der Nettozuwanderer betreffe die Altersjahrgänge zwischen 20 und 30 Jahre. Diese würde dann im Jahr 2035 einen neuen Schwerpunkt bei den etwa 50-jährigen bilden. Deutschland werde unabhängig von Flüchtlingsbewegungen ein attraktives Einwanderungsland bleiben.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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