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Auf­sicht legt Trans­port­ver­si­che­rer still

24.02.2017

Die Finanzprobleme bestanden offensichtlich seit Längerem. Nun hat die Bafin einem kleinen, stark in russischem Risiko engagierten Sachversicherer die Geschäftserlaubnis entzogen.

Die in Berlin ansässige East-West Assekuranz AG muss ihren Geschäftsbetrieb einstellen. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) hat die Erlaubnis zum Betrieb des Versicherungsgeschäfts widerrufen.

Die East-West Assekuranz AG (Ewa) darf keine neuen Versicherungsverträge abschließen und muss bestehende Verträge zum nächstmöglichen Zeitpunkt beenden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin) hat eigenen Angaben zufolge dem Versicherer die 2009 erteilte Erlaubnis zum Betrieb des Versicherungsgeschäfts widerrufen. Der Grund: Finanzprobleme.

Finanzierungsplan gescheitert

Gegen den Bescheid der Aufsicht vom 16. Februar kann die Ewa beim zuständigen Verwaltungsgericht die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung von Widerspruch und Klage gegen den Widerruf beantragen.

Dies teilte die Bafin gestern mit und verwies darauf, dass der Betrieb des Versicherungsgeschäfts ohne die erforderliche Erlaubnis eine Straftat darstellt. Das Unternehmen habe die Mindest-Kapitalanforderung nicht erfüllen können.

Der vorgelegte Finanzierungsplan zur Beseitigung dieser Unterdeckung sei unzureichend, so die Aufsicht. Welche Maßnahmen das von Yury Zaplatin und Dmitriy Trishin geleitete Unternehmen nun ergreift, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.

Wertberichtigungen

Die Finanzprobleme bestanden offensichtlich seit Längerem. Dies ist dem letzten, im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht über das Geschäftsjahr 2014 zu entnehmen. Unüblicher Weise wurde der Geschäftsbericht 2014 im Januar 2017 nochmals ergänzt.

Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2014 wurde diesen letzten veröffentlichten Angaben zufolge ein Eigenkapital von 2,134 Millionen Euro ausgewiesen. Das gezeichnete Kapital belief sich auf 2,5 Millionen Euro und war durch Verluste entsprechend aufgezehrt.

Die Unterdeckung sei unter anderem eine direkte Folge der notwendig gewordenen drastischen Wertberichtigungen, welche im Laufe von Jahresabschlussarbeiten vorgenommen worden seien, heißt es im Jahresabschluss.

Ewa erzielte 2014 Bruttobeitragseinnahmen von nur 2,69 Millionen Euro, die zu 48 Prozent aus der Transportversicherung stammen. Die Combined Ratio betrug vor Rückversicherung 163 Prozent – dabei stammt der Verlust vor allem aus den Schäden, denn die Kostenquote macht brutto nur 46,6 Prozent aus.

Kein Solvency-ll-Fall

Nach Unternehmensangaben war Ewa zum 1. Januar 2016 als Kleinunternehmen eingestuft geworden und unterliege damit nicht den Anforderungen nach Solvency II.

Nach Unternehmensdarstellung tragen den Namen Ewa mehrere Firmen, die an dem Ost-West Versicherungsgeschäft teilnehmen, und deren Ursprünge eine zu Beginn der 1990er-Jahre in Lettland gegründete Firma sind.

Die East-West Assekuranz sei die „erste und bis jetzt die einzige deutsche Versicherungs-Gesellschaft, die von russischen, ausschließlich privaten Kapitalgebern, gegründet worden ist“, ist auf der Unternehmens-Homepage zu lesen. Das Gründungskapital betrug 2009 danach 2,6 Millionen Euro.

Den Kunden wurden nach Unternehmensdarstellung in der Transportgüter-Versicherung Deckungen bis 1,5 Millionen Euro, in Schifffahrtskasko bis 0,6 Millionen Euro, in der Wassersportkasko bis 6,0 Millionen Euro und in der Sachversicherung bis zu 2,0 Millionen Euro angeboten.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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