Open Nav Beratung anfordern

One Versicherung startet Maklervertrieb

19.09.2017

Welche Produkte die Neugründung ab wann anbietet, wie viel Provision Makler erhalten und worin das Fintech-Unternehmen seinen Marktvorteil sieht, erklärten die Gründer auf einer Veranstaltung von Wefox in Hamburg.

Ab Ende September oder Anfang Oktober können Makler über Wefox ihren Kunden die Hausrat- und Haftpflicht-Policen des neu gegründeten Versicherers aus Liechtenstein anbieten. Preislich liegen die Tarife nach Wefox-Angaben im Mittelfeld. Makler erhalten für die Vermittlung 24 Prozent Provision.

Gestern wurde im Rahmen einer Veranstaltung für Versicherungsmakler die neu gegründete One Versicherung AG als nach Unternehmensangaben erster voll-digitaler Hausrat- und Haftpflichtversicherer vorgestellt.

Ausrichter war die Financeapp AG, die als Investor an One beteiligt ist. Zugleich tritt sie in Deutschland über den Versicherungsmakler Financefox Germany GmbH unter der Marke Wefox als Vertriebspartner des Versicherers auf.

Als Hauptsitz des Versicherers wurde eine Adresse in Liechtenstein genannt. Im Versicherer-Verzeichnis der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein ist das Unternehmen allerdings nicht zu finden. Auch im Versichererverzeichnis der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungs-Aufsicht (Bafin), in dem auch in Deutschland tätige ausländische Versicherer gelistet werden, ist die Gesellschaft nicht aufgeführt.

Vertriebsstart spätestens im Oktober

Als Vertriebsstart in Deutschland wurde 25. September, spätestens 1. Oktober genannt. Ab dann sollen Abschlüsse der One-Produkte über die App sowie über die Plattform von Wefox möglich sein.

Die Policen werden vorerst exklusiv über die Wefox-Plattform oder die App des Versicherers angeboten. „Im Gegensatz zu anderen digitalen Versicherungsangeboten setzt One auf den Vertrieb über unabhängige Makler“, heißt es in der Einladung zur Vorstellungs-Veranstaltung des Versicherers.

Makler erhalten für die Vermittlung eine Provision in Höhe von 24 Prozent der Netto-Jahresprämie. Um den Start anzuheizen, gibt es für Vermittler ab einer bestimmten Zahl verkaufter Policen Präsente. Für 350 verkaufte Versicherungen bis zum 20. Dezember 2017 gibt es beispielsweise ein IPhone 8 und für 750 eine siebentägige Reise nach Spanien für zwei Personen.

Hausratversicherung in drei Leistungsstufen

Zum Marktstart werden Hausrat- und Privathaftpflicht-Policen angeboten. Geplant sind weitere Sparten, beispielsweise Kfz- sowie Lebensversicherungen.

Die Hausratversicherung bietet in den über den Grundschutz hinausgehenden Paketen „Comfort“ und „Comfort+“ auch Deckung gegen einfachen Diebstahl unterwegs an. „Darunter fallen auch Elektronikartikel. Wenn mir im Café beispielsweise das Smartphone gestohlen wird, ist dies im ‚Comfort+‘-Tarif mit 1.000 Euro versichert“, erläutert One-Mitgründer Frederik Fleischmann. Dieser Unterwegs-Diebstahlschutz hebe One von anderen Hausratversicherungen ab, ergänzte er.

Frederik Fleischmann (Bild: Hinz)
Frederik Fleischmann (Bild: Hinz)

Ebenso sind Elementarschäden in allen Tarifpaketen automatisch mitversichert. „Gerade nach den letzten Unwettern wird ein solcher Schutz immer wichtiger“, findet Fleischmann. Hierbei richten sich die Gründer nach den Zürs-Zonen. Flut sei in Zone vier aber gänzlich ausgeschlossen. „Das wird dem Versicherten beim Abschluss dann angezeigt.“

Wertsachen können bis 30.000 Euro in die Versicherung eingeschlossen werden. Fahrräder und E-Bikes können bis 5.000 Euro gegen Diebstahl unterwegs ohne Nachtzeitklausel abgesichert werden. Im Basistarif „Compact“ entfällt der Schutz vor Überspannung durch Blitzschlag und Glasbruch. Grobe Fahrlässigkeit ist nur im Paket „Comfort+“ versichert.

Privathaftpflicht bis 50 Millionen Euro

Die drei unterschiedlichen Versicherungspakete gibt es auch in der One-Haftpflichtversicherung. Die Versicherungssummen für Personen-, Sach- und Vermögensschäden sind darin in 10, 25 und 50 Millionen Euro gestaffelt.

Risiken wie Diensthaftpflicht. Tagesmuttertätigkeit, selbständige Nebentätigkeit, verantwortliche Tätigkeit im Verein, oder Halten von Hunden oder Pferden sind nicht versicherbar.

Den Teilnehmern der Veranstaltung wurde zum Leistungsfang der Hausrat- und Haftpflichtversicherung ein Prospekt ausgehändigt. Darin wurde auf die Versicherungs-Bedingungen verwiesen.

Die sind jedoch nicht öffentlich zugänglich. Auf der ausschließlich englischsprachigen Internetseite der One Versicherung fehlt neben den Produktinformationen auch ein Impressum. Als einzige Kontaktmöglichkeit wird dort eine E-Mail-Adresse angeboten.

Preislich im Mittelfeld

Es können Selbstbehalte in Höhe von null, 150, 300 und 500 Euro vereinbart werden.

Preislich liegen sowohl die Hausrat- als auch Haftpflichtversicherung von One im Vergleich zu ausgewählten Marktteilnehmern eigenen Angaben zufolge im Mittelfeld.

„Wir wollen gar nicht die billigsten sein. Das bringt den Kunden und auch den Maklern nichts. Ziel ist es, besser zu sein als die anderen“, erörterte Wefox-Maklermanager Martin Müller.

Martin Müller (Bild: Hinz)
Martin Müller (Bild: Hinz)

Bonussystem für schadenfreie Monate

Entscheidet sich ein Kunde für das Bündel Hausrat und Haftpflicht, spart er fünf Prozent im Vergleich zum Einzelabschluss. Für jeden schadenfreien Monat erhält er zudem einen Bonus in Höhe von fünf Prozent seines Monatsbeitrages.

„Hier kann er dann wählen, ob er diesen Bonus ausgezahlt haben möchte, ob sich seine Prämie um diesen Betrag verringern soll oder ob er den Betrag für gemeinnützige Zwecke spenden möchte“, so Fleischmann.

One-Versicherungen sind monatlich zahl- und kündbar. Als Grund nannte Fleischmann: „Studien haben belegt, dass Kunden sich eher für ein Produkt entscheiden, dass flexibel ist und keine Laufzeit von fünf Jahren hat. Die Abschlussbereitschaft ist höher, aber dennoch kündigen die Versicherten nicht früher als bei anderen Policen.“

Abschluss in drei Minuten

Eine Versicherung sollen künftige Kunden in knapp drei Minuten völlig papierlos abschließen können, versprechen die Gründer – und das mit Hilfe eines so genannten Chatbots, der den Versicherten durch den Antragsdschungel begleitet.

Etwaige Dokumente werden in der App als PDF-Dateien hinterlegt und können bei Bedarf ausgedruckt werden.

Ebenso schnell und papierlos sollen auch Schäden gemeldet werden können. „Unser Ziel ist es, dass 60 Prozent der gemeldeten Schäden automatisch und innerhalb kurzer Zeit reguliert werden“, erläuterte Fleischmann.

Garantierte Reaktionszeiten bei Schadenmeldung

Auch hier begleitet ein Chatbot den Versicherten, stellt Fragen zum Schaden, verlangt nach Fotos und Rechnungen. Der Roboberater erklärt gegebenenfalls auch, dass eine Selbstbeteiligung vereinbart wurde, die von der Auszahlung abgezogen wird. Im Idealfall erfährt der Kunde wenige Klicks später auf seinem Handy-Display, welcher Betrag auf das angegebene Konto überwiesen wird.

„Einfache Schäden werden innerhalb von drei Minuten bearbeitet, komplexe Fälle wie Brände spätestens innerhalb von acht Tagen“, verdeutlichte Fleischmann. Den Schadendienstleistern, mit denen One zusammenarbeitet, drohen empfindliche Strafen, wenn die Reaktionszeiten nicht eingehalten werden, ergänzte der Mitgründer. „Unsere Kunden können sich daher auf garantierte Reaktionszeiten verlassen.“

Schäden an Handys oder Tablets werden vorerst jedoch nicht automatisch bearbeitet. „Die Betrugsquote in solchen Fällen ist einfach zu hoch. Daher werden diese Fälle manuell geprüft“, so Fleischmann.

Ab 2018 auch in Österreich und der Schweiz verfügbar

Zunächst ist der Versicherungsvertrieb auf Deutschland beschränkt, soll dann aber im kommenden Jahr auch in Österreich und in der Schweiz verfügbar sein. Eine Ausweitung des Geschäfts auf Frankreich und Italien sei aufgrund der europäischen Lizenz ebenfalls vorstellbar.

Bisher stecken rund zehn Millionen Euro in dem digitalen Versicherer, teilte Marketingmanager und Mitgründer Alexander Huber mit. Das Team rund um One besteht aktuell aus zwölf Mitarbeitern.

Vor One sind zuletzt weitere digitale Versicherer am deutschen Markt aktiv geworden. Zu Beginn des Jahres startete Kfz-Versicherer Friday, eine autark agierende Marke der Bâloise Gruppe, sein Geschäft. Im Sommer dieses Jahres ging zudem die digitale Ottonova Krankenversicherung AG an den Start.

Ein weiteres junges Insurtech ist die als Getsurance auftretende Young Finance GmbH. Sie vertreibt Berufsunfähigkeits-Versicherungen der Squarelife Lebensversicherung AG. Anfang 2018 will der Sachversicherer Flypper an den Start gehen, schneller ist möglicherweise noch Element.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

zurück