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Ge­win­ner und Ver­lie­rer der Le­bens­ver­si­che­rer bei Sol­vency II

17.07.2017

Bei welchen Gesellschaften die Finanzstärke durch das neue Regelwerk vergleichsweise erheblich besser beurteilt wird und welche relativ am stärksten verloren, das zeigt der Map-Report 893 – „Solvabilität im Vergleich 2007 bis 2016“ auf. Auch die Gründe für die enormen Verschiebungen werden sichtbar.

Nach dem Umstieg auf das neue Regelwerk rangieren manche der früher überdurchschnittlich finanzstarken Gesellschaften nur noch unter „ferner liefen“, andere machten dagegen einen großen Sprung nach oben. Der Map-Report 893 – „Solvabilität im Vergleich 2007 bis 2016“ zeigt die Auf- und Absteiger. Profitieren konnten offenbar die Anbieter von Fondspolicen und Risikotarifen. Versicherer mit einem hohen Anteil an klassischen Kapitallebens- und Rentenversicherungen dagegen konnten leichter die früheren Anforderungen erfüllen.

Seit dem Geschäftsjahr 2016 wird die Finanzstärke der europäischen Versicherungs-Unternehmen nach dem Regelwerk Solvency II ermittelt. Die damit verbundenen Anforderungen konnten die deutschen Versicherer zuletzt alle erfüllen, teilweise mussten sie dafür Erleichterungen für den Übergang in Anspruch nehmen (12.6.2017).

Das betrifft in erster Linie die Lebensversicherer. Bei denen weisen die SCR-Solvenzquoten per 31.12.2016 zudem enorme Unterschiede auf. Das zeigt der Map-Report Nummer 893 „Solvabilität im Vergleich 2007 bis 2016“.

Auch die privaten Krankenversicherer unterscheiden sich in ihrer Finanzkraft erheblich.

Völlig neuer Ansatz

Auffällig ist, dass manche der nach Solvency I finanzstarken Gesellschaften nach den Regeln von Solva II vergleichsweise schlechter abschneiden. Umgekehrt kommen andere Versicherer, die zuvor gerade die Mindestanforderungen erfüllt haben, nun auf eine relativ hohe Finanzkraft.

Das zeigt, dass Solva II einen völlig anderen Ansatz hat, die Finanzkraft zu messen. Er geht weg von der quantitativen Aufsicht und hin zur Qualität des internen Risiko-Managements jedes Versicherers. Heute stehen statt der früher eher starren Regeln die von dem einzelnen Versicherer tatsächlich eingegangenen Risiken und Verpflichtungen im Mittelpunkt.

Damit soll den Kunden eine bessere Einschätzung der Stabilität ihrer Vertragspartner ermöglicht werden.

Unvergleichliches vergleichen

Wegen der geänderten Sichtweise ist ein Vergleich der alten Solvenzquote mit der neuen SCR-Bedeckungsquote nicht ohne weiteres möglich. Erschwerend kommt die Erwartung hinzu, dass die neuen Quoten stärker schwanken werden als die alten.

Ein direkter Vergleich der alten und neuen Quoten wäre daher nicht sachgerecht. Stattdessen wird hier aufgezeigt, wie sich die Finanzkraft der Versicherer durch Solva II gemessen am Branchendurchschnitt geändert hat.

Daraus lässt sich ablesen, welche der 68 Lebensversicherer, von denen die Daten vorliegen, sich durch die neuen Regeln relativ verbessern konnten und welche nun vergleichsweise schlechter abschneiden.

Riesige Sprünge

Die unter den deutschen Lebensversicherern höchste SCR-Bedeckung ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen weist per Ende 2016 die Europa Lebensversicherung AG auf. Mit einer Quote von 921 Prozent liegt sie um 370 Prozent über dem Branchendurchschnitt von 196 Prozent.

Im Vorjahr lag die Gesellschaft mit einer Solva-I-Quote von 180 Prozent gerade einmal vier Prozent über dem Branchenschnitt von 162 Prozent (Map-Report 887 – „Bilanzanalyse Deutscher Lebensversicherer 2015“). Das war Rang 18 von 55 Unternehmen.

Die Entwicklung der Solvabilität der Europa Lebensversicherung. Die Daten für 2016 wurden ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen berechnet. Quelle: Map-Report 893.
Die Entwicklung der Solvabilität der Europa Lebensversicherung AG. Die Daten für 2016 wurden ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen berechnet. Quelle: Map-Report 893.

Zu den größten Gewinnern 2016 im relativen Vergleich zu 2015 zählen außerdem Dialog Lebensversicherungs-AG, Nürnberger Beamten Lebensversicherung AG, Hannoversche Lebensversicherung AG, Direkte Leben Versicherung AG, Cosmos Lebensversicherungs-AG, R+V Lebensversicherung AG, Condor Lebensversicherungs-AG, Aachenmünchener Lebensversicherung AG und Delta Direkt Lebensversicherung AG.

Quelle: Map-Report 893

Mehr Verlierer als Gewinner

Den 27 Lebensversicherern, die sich gemessen am Branchendurchschnitt verbessern konnten, stehen 41 Verlierer gegenüber.

Den größten Rückgang der Solvaquote im Vergleich zum Marktdurchschnitt verzeichnet die Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. Deren SCR-Bedeckung ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen lag 2016 mit 30 Prozent um 85 Prozent unter dem Durchschnitt von 196 Prozent. Auch der Mittelwert mit Hilfs- und Übergangsmaßnahmen wurde weit unterschritten. Im Vorjahr war der Branchenschnitt noch weit übertroffen worden.

Die Entwicklung der Solvabilität der Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. Die Daten für 2016 wurden mit und ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen berechnet. Quelle: Map-Report 893.
Die Entwicklung der Solvabilität der Bayerische Beamten Lebensversicherung a.G. Die Daten für 2016 wurden mit und ohne Hilfs- und Übergangsmaßnahmen berechnet. Quelle: Map-Report 893.

Die weiteren größten Verlierer 2016 im relativen Vergleich zu 2015 sind Familienfürsorge Lebensversicherung AG im Raum der Kirchen, Huk-Coburg-Lebensversicherung AG, Athene Lebensversicherung AG, Debeka Lebensversicherungsverein a.G., Mecklenburgische Lebensversicherungs-AG, Karlsruher Lebensversicherung AG, Swiss Life AG, Niederlassung für Deutschland, Öffentliche Lebensversicherungsanstalt Oldenburg und Süddeutsche Lebensversicherung a.G.

Quelle: Map-Report 893

Die Ursachen der Verschiebungen

Zu diesen enormen Verschiebungen können verschiedene Ursachen beigetragen haben. So hat es auch ohne Änderungen an dem Regelwerk schon immer Änderungen der Rangfolge gegeben, die aus den unterschiedlichen Geschäftsverläufen und Entscheidungen zur Kapitalausstattung resultieren.

Zudem scheint sich nun die unterschiedlichen Struktur des in den Büchern befindlichen Geschäfts auszuwirken. So sind unter den Lebensversicherern, deren SCR-Bedeckung gegenüber der alten Solva-Quote relativ am stärksten gestiegen ist, insbesondere Gesellschaften mit einem hohen Anteil von Risiko-Lebensversicherungen oder Fondspolicen.

Unter den Verlierern des Vergleichs sind dagegen tendenziell eher die Anbieter mit einem hohen Anteil klassischer Kapitallebens- und Rentenversicherungen.

Erstmals Fondspolicen-Anteil ausgewiesen

Aus ihrem Anteil an index- und fondsgebundenen Policen am Gesamtbestand der Lebensversicherung haben manche Unternehmen in der Vergangenheit ein Geheimnis gemacht. In den nun vorgeschriebenen SFCR-Berichten ist es damit vorbei.

Dem entsprechend sind im Map-Report für alle 79 erfassten Lebensversicherer die verdienten Bruttobeiträge in fünf Kategorien aufgeteilt, so dass sich die Bedeutung der Fondspolicen für die einzelnen Gesellschaften ablesen lässt.

Weitere Studiendetails

Map-Report 893

Der Map-Report Nummer 893 „Solvabilität im Vergleich 2007 bis 2016“ enthält Übersichten zu den Bedeckungsquoten von 80 Lebens- und 34 privaten Krankenversicherern. Darunter sind für 64 Versicherungsgruppen die Entwicklungen der Finanzstärke auch in Diagrammen dargestellt.

Welche Schlüsse Vermittler aus den neuen Quoten ziehen können, erläutert Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages im Interview. Weitere Hintergrund-Informationen zu der Untersuchung sind auf dieser Internetseite zu finden.

Die Studie ist lieferbar als (nicht druckbare) PDF-Datei für 85 Euro und als gedrucktes Heft für 95 Euro, jeweils einschließlich Mehrwertsteuer. Bestellt werden kann unter diesem Link. Die Konditionen für Sammelbestellungen und weitergehende Nutzungsrechte können per E-Mail oder über dieses Kontaktformular angefordert werden.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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