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Wie sich der Ein­satz von Kunden-Apps für alle aus­zahlt

28.10.2013

In einer Studie wurde untersucht, wie Versicherer und Vermittler mobile Applikationen, kurz Apps, sinnvoll einsetzen können, damit alle davon profitieren. Die Ergebnisse decken sich mit der Markteinschätzung weiterer Experten.

Eine vor Kurzem durchgeführte Umfrage des Marktforschungsinstituts TNS Infratest zeigt, dass in Deutschland mittlerweile zahlreiche Nutzer mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablet-PCs Versicherungs-Applikationen (Apps) verwenden. Doch viele Versicherer verschenken laut einer aktuelle Markteinschätzung des Beratungsunternehmens Steria Mummert immer noch viel Potenzial.

Mitte des Jahres befragte das Marktforschungsinstitut TNS Infratest über 2.600 Besitzer mobiler Endgeräte nach ihrer Nutzung von Finanz- und Versicherungs-Apps. 62 Prozent der Befragten gaben an, diese Art der mobilen Applikationen, kurz Apps, sowohl auf dem Smartphone als auch auf dem Tablet-PC zu nutzen.

Jeder Fünfte (20 Prozent) nutzt derartige mobile Anwendungen nur auf dem Tablet-PC, bei 18 Prozent laufen sie nur auf dem Smartphone. Die höchste Nutzung erfolgt in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Jeder fünfte Tablet-PC-User und fast jeder zehnte Smartphone-Besitzer dieser Altersgruppe nutzen Versicherungs-Apps.

Nutzung Versicherungs-Apps (Bild: TNS)
Eine aktuelle Umfrage zeigt, dass bereits zahlreiche Smartphone- und Tablet-PC-Besitzer Finanz- und Versicherungs-Apps aktiv nutzen (Bild: TNS, Blickpunkt Apss@Co)

Nutzerunterschiede je verwendetes Betriebssystem

Unterschiede bei der Nutzung gibt es auch in Abhängigkeit vom verwendeten Betriebssystem bei den mobilen Endgeräten: Laut den Studienautoren surfen die Anhänger von Apple-Geräten wie iPhone-Besitzer nicht nur insgesamt mehr mobil als Android-Nutzer, sondern haben auch mehr Apps installiert, darunter auch häufiger Finanz- oder Versicherungs-Apps.

Konkret: Während nur sechs Prozent der Gerätebesitzer mit einem Android-Betriebssystem Versicherungs-Apps einsetzen, sind es bei den Inhabern von iPhone-Geräten mehr als doppelt soviel, nämlich 15 Prozent.

Finanz- und Versicherungs-Apps zählen nach Angaben von Katja Rick, Associate Director bei TNS Infratest, zu den wenigen Kategorien, in denen Besitzer mobiler Endgeräte bewusst nach kostenpflichtigen Angeboten suchen.

„Apps gehören auch für Finanzdienstleister inzwischen zum Standard. Ob über eine App aber tatsächlich die Bindung an das eigene Unternehmen positiv beeinflusst wird, hängt ganz zentral davon ab, inwieweit der Nutzer einen persönlichen Mehrwert für sich sieht“, betont Katja Rick.

Nicht nur reines Marketinginstrument

Diese Ansicht unterstützt auch die aktuelle Markteinschätzung des Beratungsunternehmens Steria Mummert Consulting. Aktuell bieten immerhin schon rund 70 Prozent der Versicherer ihren Kunden Apps für Smartphones und Tablet-PCs an. Doch nach Angaben der Experten des Beratungsunternehmens sehen viele mobile Applikationen „oft noch als reines Marketing an und verschenken so Potenzial“.

Die vorhandenen Lösungen sind vor allem in den Bereich der Marketing-Apps einzuordnen, betont Lars Matzen von Steria Mummert Consulting. „Mehrwertstiftender wäre die mobile Strategie, wenn die App mit dem Produkt verknüpft wäre“, so Matzen.

Apps mit Mehrwert für Kunde, Versicherer und Vermittler

Die Experten bei Steria Mummert verdeutlichen dies am Beispiel einer Unwetter-App: Sinnvoller wäre es, wenn eine solche App dem Versicherungskunden nicht nur mitteilt, dass ein Unwetter droht, sondern gleichzeitig auch, je nach Art des Unwetters, konkrete Handlungsempfehlungen gibt, um sich und sein Hab und Gut zu schützen.

Dies kommt letztendlich nicht nur dem Kunden, sondern auch dem Versicherer und Vermittler zugute. Wird dadurch ein Schaden beim Kunden verhindert, verbessert dies für den Vermittler und Versicherer die Schadenquoten und erspart die Schadenregulierung.

So könnte bei einem aufziehenden Hagel eine App den mobilen Endgeräte-Besitzer nicht nur mitteilen, dass eine Hagelgefahr droht, sondern ihm rechtzeitig empfehlen, sein Auto in die Garage zu fahren. Auch von einer Unwetter-App, die den Tablet-PC- oder Smartphone-Besitzer vor einem drohenden Sturm warnt und ihn gleichzeitig daran erinnert, dass er möglicherweise seine Gartenmöbel noch sturmsicher unterstellen muss, profitieren Versicherer, Vermittler und Kunde.

„Eine weitergehende Lösung könnte dem Kunden ermöglichen, per App zu bestätigen, dass er seine Gartenmöbel reingestellt hat oder sein Auto in der Garage parkt. Hierdurch könnte der Versicherer den Kunden durch eine Rabattierung belohnen und für sich Risiken ausschließen", erklärt Matzen weiter.

Lösungen von Krankenversicherern

In der Praxis eingesetzte App-Lösungen, die den Kunden wie auch den Versicherern einen Mehrwert bieten, gibt es bereits im Bereich der Krankenversicherungen.

So bieten beispielsweise die Allianz Private Krankenversicherungs-AG, die DKV Deutsche Krankenversicherung AG und die HanseMerkur Krankenversicherung AG ihren Krankenversicherungs-Kunden jeweils eine App an, mit der sie abfotografierte Arztrechnungen einfach bei den Versicherern einreichen können.

Zum einen spart sich der Kunde das Porto und den Weg zum Postamt, zum anderen erleichtert dies die Bearbeitung des Vermittlers und des Krankenversicherers, da die Arztrechnungen so bereits digital vorliegen, was die Verwaltung vereinfacht.

Banken haben die Nase (noch) vorne

Die genannten Einsatzbeispiele zeigen, dass Apps nicht nur alleine zu Marketingzwecken einsetzbar sind, sondern einen klaren Nutzen für Kunden und Versicherer bringen können.

„Die meisten Finanzdienstleister haben mittlerweile die Chancen erkannt, die der Einsatz mobiler Anwendungen mit sich bringt. Sie planen auch größere Investitionen in mobile Anwendungen und Technologie, stehen aber vor der Herausforderung einer sinnvollen Integration in die Kernprozesse des Unternehmens. Es geht jetzt um die Frage des ,Wie' und nicht um das ‚Ob’“, so Matzen von Steria Mummert.

Doch die Versicherungswirtschaft ist nach Angaben der Spezialisten von Steria Mummert „erst im Anfangsstadium“. Während alle Banken bereits über Applikationen verfügen, offenbart eine Reifegradanalyse, dass immer noch drei von zehn Versicherern keine mobilen Lösungen für ihre Kunden und Vermittler anbieten.

Autor: Marion Zwick

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