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Allianz will im Kfz-Geschäft wieder auf die Überhol­spur

20.09.2017

Der Versicherer hat vor, in der Kfz-Versicherung verloren gegangene Marktanteile zurückzuerobern, will aber keinen neuen Preiskampf beginnen. Daher hat er beim „5. Allianz Autotag“ eine Produktoffensive präsentiert.

Im Kfz-Geschäft verliert die Allianz seit Jahren Marktanteile. Das soll sich nun endlich ändern, wurde beim „5. Allianz Autotag“ mit dem Schwerpunkthema „Elektromobilität“ angekündigt. Das aber nicht durch Preiszugeständnisse, sondern durch neue Produktausgestaltungen.

„Wir haben den Anspruch, auch in der Kfz-Versicherung wieder marktführend zu sein“, stellte Joachim Müller, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG, anlässlich des „5. Allianz Autotages“ im Hause des Allianz Zentrums für Technik (AZT) klar. Der Fokus der Veranstaltung lag diesmal auf dem Thema Elektromobilität.

Die Aufholjagd um die Gunst der Kfz-Kunden wie der Vermittler solle aber nicht über den Preis erfolgen, machten er und sein Vorstandskollege Frank Sommerfeld zugleich deutlich. Punkten will die Allianz vielmehr durch einen, wie sie formulierten, vom Kunden statt vom Versicherer her gedachten „Neustart“ bei den Produktlinien.

„Kleinstdifferenzierungen“ abgeschafft

Dazu seien unter anderem die marktüblichen „Kleinstdifferenzierungen“ beispielsweise bei Wildunfällen abgeschafft worden. Solche Kollisionen seien nunmehr unabhängig davon, um welches Tier es sich handelt, bereits im günstigsten Tarif der Teilkaskoversicherung abgedeckt.

Gleiches gelte für Tierbisse einschließlich Folgeschäden bis zu 3.000 Euro sowie Elementarschäden einschließlich aller Arten von Lawinen. Unterschiede zwischen den angebotenen drei Produktlinien „Smart“, „Komfort“ und „Premium“ gebe es mit zwölf, 18 und 36 Monaten lediglich bei der Dauer der Neu- und Kaufpreisentschädigung.

Eigenschäden sind ebenfalls versicherbar

Zudem seien in den Linien „Komfort“ und „Premium“ jetzt auch Eigenschäden – beispielsweise am eigenen Garagentor – bis zu einer Höhe von 50.000 beziehungsweise 100.000 Euro abgesichert. Verbessert wurde im Rahmen der Produkt-Neugestaltung, für die über 170.000 Kunden und 800 Verkäufer nach ihrer Meinung befragt worden seien, den Angaben zufolge zugleich das Angebot an Schutzbriefleistungen.

So habe die Allianz bei ihrem neuen „Premium-Schutzbrief“ die marktübliche „50-Kilometer-Grenze“ bei Assistance-Dienstleistungen abgeschafft. Außerdem garantiere sie jetzt jedem Kunden, ihn im Bedarfsfall binnen 60 Minuten per Mietwagen, Taxi oder Carsharing wieder mobil zu machen.

Joachim Müller (Bild: Müller)
Joachim Müller (Bild: Müller)

Ein Telematik-Tarif künftig auch für ältere „Semester“

Durch einen Baustein „Beitragsschutz“ könne sichergestellt werden, dass während der gesamten Versicherungszeit eines Fahrzeuges Prämienerhöhungen nur noch durch Änderungen bei der Schadenfreiheitsklasse oder – beispielsweise durch den Einschluss weitere Fahrer – des Risikos erfolgten. Typ- und Regionalklassen-Veränderungen hätten dagegen keine Auswirkungen mehr.

Für die Zukunft kündigten Müller und Sommerfeld weitere Produkt-Neuerungen an. So werde der bislang nur jungen Fahrern angebotene Telematik-Tarif „BonusDrive“, dessen Bestand inzwischen rund 40.000 Verträge umfasse, ab dem Frühjahr 2018 allen Altersgruppen angeboten werden.

Gutscheine zur Reduzierung der Selbstbeteiligung statt Prämiennachlässe

Statt einer Prämienreduzierung sollen sie bei entsprechender Fahrweise jedoch Gutscheine zur Reduktion der Selbstbeteiligung im Schadenfall erhalten. Außerdem sei für Wenigfahrer im Kasko-Bereich die Einführung einer Tagesversicherung geplant. Diese könne per App abgeschlossen werden, Beitrag müsse für sie nur für die Zeit gezahlt werden, in der das Auto tatsächlich genutzt werde.

Im Kontext des „Autotag“-Schwerpunktthemas, der Elektromobilität, wurde angekündigt, dass zu deren Förderung der Prämien-Nachlass in der Kfz-Versicherung bei allen Elektro-Modellen und Plug-in-Hybriden für Neukunden von zehn auf 20 Prozent steige. Weiterhin wurde auf verbesserte Leistungen für das „Herzstück“ dieser Fahrzeuge, die Batterie, in der Produktlinie „Premium“ verwiesen.

Frank Sommerfeld (Bild: Müller)
Frank Sommerfeld (Bild: Müller)

Hersteller sollen für mehr Transparenz bei beschädigten Batterien sorgen

Zugleich forderte Müller die Hersteller auf, insbesondere für mehr Transparenz bezüglich der Leistung und des Zustands von Batterien im Schadenfall zu sorgen. Diese benötigten nicht zuletzt die Versicherer, um sich eine verlässliche Kalkulationsbasis zu verschaffen, die erforderlich sei, um ihnen preislich attraktive Angebote an die Versicherungskunden zu ermöglichen.

Nach den bisherigen Erfahrungen aus Unfallanalysen wiesen Elektrofahrzeuge insgesamt einen ähnlichen Schadenbedarf wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auf, berichtete Müller. Dabei werde jedoch eine um 25 Prozent geringere Verwicklung von Elektrofahrzeugen in Unfälle durch Reparaturkosten aufgewogen, die um ein Viertel teurer seien als bei konventionellen Autos.

Verbesserungspotenzial habe das AZT bei seinen Crashtests unter anderem im Konstruktionsbereich festgestellt. So sollte beispielsweise die Ladesteckdose nicht im typischen Anstoßbereich vorne verbaut sein und die Batterie müsse „strukturell so verbaut werden, dass sie nicht schon bei kleineren Unfällen aufwendig ausgetauscht werden müsse“.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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