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Die größ­ten Ri­si­ken für Eu­ro­pas Ver­si­che­rungs­in­dus­trie

22.06.2017

Die EU-Versicherungsaufsicht hat ihren neuen Halbjahresbericht veröffentlicht. In diesem werden die bedeutenden künftigen Gefahren für die kontinentale Assekuranz identifiziert. Thema sind auch die Solvabilitätsquoten.

Das makroökonomische Umfeld bleibt fragil, die Profitabilität relativ stabil – allerdings könnte sie sich in naher Zukunft verschlechtern. Zu dieser Einschätzung gelangt die EU-Versicherungsaufsicht Eiopa in ihrem aktuellen Finanzstabilitäts-Bericht für den europäischen Versicherungssektor. In Summe hält sie die Branche für ausreichend kapitalisiert, zieht Eiopa ein Fazit nach eineinhalb Jahren Solvency II.

Im Halbjahresrhythmus veröffentlicht die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) ihren „Finanzstabilitäts-Bericht“ für den Europäischen Wirtschaftsraum (EU plus Island, Norwegen, Liechtenstein).

Der soeben erschienene „Financial Stability Report June 2017“ deutet im Vergleich mit früheren Berichten auf wenig Veränderung in der Großwetterlage für Versicherer, Rückversicherer und Anbieter in der betrieblichen Altersvorsorge hin.

Fragiles makroökonomische Umfeld

Der Analyse zufolge bleibt das makroökonomische Umfeld fragil. Gleichwohl gebe es manche Anzeichen einer Verbesserung. So habe sich der globale Konjunkturausblick etwas aufgehellt.

Dennoch sieht die Eiopa beide Sektoren – (Rück-)Versicherung und betriebliche Altersvorsorge – herausgefordert: zum einen durch politische Unsicherheiten wie etwa den Brexit, zum anderen durch neue Risiken wie etwa Cyberattacken oder Terrorangriffe.

Profitabilität relativ stabil, aber unter Druck

Was das Niveau der Profitabilität der Versicherungswirtschaft angeht, sieht die Aufsichtsbehörde ein nach wie vor „relativ stabiles Bild“. Die Eigenkapital-Rentabilität (Return on Equity) beziffert sie im Median mit neun Prozent.

Der „konstante Druck“ auf die Profitabilität könnte aber letztlich „in naher Zukunft“ zu einer Verschlechterung der Lage führen, meint die Eiopa. Neben dem Niedrigzinsumfeld führt die Behörde hier unter anderem auch ein geringes Wirtschaftswachstum und eine geringe Asset-Qualität in manchen Ländern als Negativfaktoren an.

Solvency-II-Start: „Bemerkenswerter Erfolg“

Die Einführung und Anwendung des neuen Aufsichts-, Eigenmittel- und Risikomanagement-Regimes Solvency II seit Anfang 2016 sei reibungslos vonstattengegangen, schreibt Eiopa-Chef Gabriel Bernardino im Vorwort zum Bericht.

Er nennt dies angesichts der Größe der europäischen Versicherungsbranche einen „bemerkenswerten Erfolg“, der „signifikant zur Stabilität des europäischen Finanzsektors beigetragen“ habe.

Dass der Wechsel zu Solvency II nahtlos gelungen sei, führt Bernardino auf eine rechtzeitige Vorbereitung und „angemessene Übergangsphasen“ zurück. Letztere würden hauptsächlich von Lebensversicherern genutzt, die Produkte mit langfristigen Garantien verkaufen.

Solvabilitätsquote im Median über 200 Prozent

Bild: Eiopa
Bild: Eiopa

Manche Versicherer haben im Zuge der Solvency-II-Einführung laut Eiopa ihre Kapitalposition erhöht. Größere Umschichtungen in der Asset-Allokation seien nicht zu beobachten gewesen.

Die Solvabilitätsquote sei bei der großen Mehrheit der Einzelgesellschaften zuletzt bei über 100 Prozent gelegen, der Median bei über 200. Unter den Lebensversicherern betrag er 217, bei den Nichtleben-Versicherern 207 und bei Unternehmen, die beide Zweige betreiben, 210 Prozent.

In der Eiopa wertet man diese Zahlen als Bestätigung für eine in Summe ausreichende Kapitalisierung des europäischen Versicherungssektors. Nichtsdestoweniger gelte es, neu entstehende Risiken genau zu beobachten. Die Eiopa will an Werkzeugen hierfür arbeiten und „alle relevanten Risiken“ prüfen, um ihnen „proaktiv“ entgegenzutreten.

Der vollständige 88-seitige „Financial Stability Report June 2017“ (nur auf Englisch verfügbar) kann von der Website der Eiopa als Gesamtdokument oder in einzelnen Kapiteln heruntergeladen werden.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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