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So on­line-ak­tiv sind Deutsch­lands Ver­si­che­rer

19.07.2017

Wie Deutschland im europäischen Vergleich unter über 700 Onlineversicherern, Vergleichsplattformen und Insurtechs abschneidet, zeigt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Mount Onyx und der Universität Wien.

Fast 20 Prozent aller europäischen Onlinekanäle von Versicherern und 29 Prozent der größten europäischen Insurtechs kommen aus Deutschland. Das hat eine Analyse des Beratungsunternehmens Mount Onyx und der Universität Wien ergeben. Damit ist Deutschland das Land, indem die Versicherungsbranche online am aktivsten ist. Die vier führenden Online-Versicherungsgruppen sind die Allianz, die Generali, die Axa und die Münchener Rück.

Das österreichische Beratungsunternehmen Mount Onyx GmbH hat in Zusammenarbeit mit der Universität Wien erstmals eine Untersuchung des Direktvertriebs im Versicherungsmarkt durchgeführt.

Dafür wurden 439 Online-Kanäle von Versicherern, 214 große Aggregatoren – wie Vergleichsplattformen und Online-Makler – sowie die insgesamt 47 größten Insurtechs im Privat- oder Firmenkundengeschäft in 31 europäischen Ländern analysiert.

Die Studie soll Auskunft darüber geben, wie aktiv die einzelnen Länder in puncto Onlineversicherung sind. Die Voraussetzung, um in der Untersuchung berücksichtigt zu werden, war, dass die endgültige Auftragsabwicklung via Internet (oder auch per Telefon, Post, SMS oder Fax) durch den Versicherer selbst oder direkt angebundene Vertriebspartner des Versicherers erfolgt.

Qualität versus Preis

Hierbei gilt, dass der Onlineabschluss immer oder teilweise den persönlichen Kontakt oder Dialog mit Vertriebsmitarbeitern, Maklern, Agenten, Banken oder alternativen Vertriebspartnern ersetzt, obwohl sie Teil des Geschäfts sein können.

Die Autoren unterscheiden zunächst nach zwei Kundenmotivationen für die Wahl des Vertriebskanals, über den sie eine Versicherung abschließen. Kunden, die Wert auf individuelle Produkte und hochwertige, intensive Beratung legen, wählen eher den klassischen Abschluss über einen Vermittler, heißt es in den Analyseunterlagen.

Die andere Gruppe Kunden ist eher darauf bedacht, eine Versicherung schnell, einfach, rund um die Uhr und möglichst preisgünstig abzuschließen. Auf einen intensiven Beratungsprozess legen sie weniger Wert. Ihnen ist ein niedriger Preis wichtiger.

Hybride, passive oder aktive Onlineversicherer

In der Studie wird zudem zwischen drei Arten von Onlinevertrieb unterschieden. Zum einen gibt es den hybriden Onlineversicherer. Dieser fokussiert sich vor allem auf Kundenbindung und bietet ihnen ohne aktives Marketing Produkte und Services unter neuen Bedingungen an. Meist mit rund zehn Prozent Rabatt auf die Police im Vergleich zu einem klassischen Abschluss, heißt es in der Analyse. 258 und damit 59 Prozent der 439 analysierten Onlineauftritte fallen in diese Kategorie.

Die passiven Onlineversicherer richten ihre Angebote an internetaffine Neu- und Bestandskunden. Hier werden unter der eigenen Marke und auf der eigenen Webseite neue und einfache Produkte zu vergünstigten Preisen angeboten. Diese Art Onlinevertrieb kann auch als exklusiver Onlineagent des Versicherers oder als Aggregator agieren, die sich dann jedoch eher auf das Gewinnen von Neukunden konzentrieren.

Auch Tochterunternehmen von Versicherungsgruppen wie die Europäische Reiseversicherung AG, die zur Ergo-Gruppe gehört, werden hier einbezogen. Jeder vierte Kanal fällt in die Kategorie der passiven Onlineversicherer (25 Prozent).

Aktive Onlineversicherer wollen vor allem neue Kunden gewinnen. Unter einer eigenen Marke und mit Marketingsaufwand wie Fernsehwerbung werden die Produkte mit Rabatten von bis zu 30 Prozent angeboten, heißt es. Aktive Kanäle können auch als Aggregator mit mehreren Versicherern hinter sich organisiert werden, wird im Studienbericht erläutert. 72 der untersuchten Kanäle ordnen die Autoren in diese Kategorie ein (16 Prozent).

Vergleichsportale sind meist nationale Unternehmen

Im Jahr 2016 kamen 32 Prozent der 214 größten Versicherungs-Vergleichsportale aus dem westeuropäischen Raum. 17 Prozent waren in Nordeuropa, 22 Prozent im östlichen und 29 Prozent im südlichen Teil Europas tätig. Die meisten dieser Kanäle sind ausschließlich national tätige Unternehmen, heißt es im Studienbericht.

Als Beispiel für ein weit entwickeltes Land im Bereich der Aggregatoren nennen die Autoren das Vereinigte Königreich. Hier wurden knapp 60 Prozent des Online-Neukundengeschäfts über Vergleichsportale abgeschlossen. Das meiste Geschäft brachten Kfz-und Hausratversicherungen.

Beispielhaft für ein „Aggregatoren-Entwicklungsland“ wird Deutschland genannt. Hier werden rund 40 Prozent des Online-Neukundengeschäfts über derartige Vertriebswege abgeschlossen. In Schweden hingegen werden nur vereinzelt neue Online-Kunden beispielsweise über Vergleichsportale gewonnen. Die Autoren meinen jedoch, dass auch dieser Markt künftig zulegen wird.

Deutsche Versicherer und Insurtechs sind sehr aktiv

In Deutschland gibt es 43 Onlinekanäle von Versicherern (zehn Prozent aller Onlinekanäle Europas). Damit hat die Bundesrepublik die meisten Internet-Versicherer zur Auswahl. Mit 37 Kanälen landen die Niederlande auf dem zweiten Platz (acht Prozent).

Auch die meisten der 31 Insurtechs im B2C-Bereich kommen der Studie zufolge aus Deutschland. 29 Prozent (in ganzen Zahlen: neun) sind deutschen Ursprungs, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit 16 Prozent (in ganzen Zahlen: fünf).

Bild: Mount Onyx

Über zwei Drittel der analysierten Versicherungs-Gesellschaften (67 Prozent) sind international tätig. Die vier führenden internationalen Versicherungsgruppen im Onlinevertrieb sind nach den Daten der Untersuchung die Allianz-Gruppe, die elf Prozent der Onlinekanäle innehat, die Generali-Gruppe (sieben Prozent), die Axa-Gruppe (sechs Prozent) sowie die Münchener-Rück-Gruppe (Munich Re).

Die aufgeführten führenden Versicherungsgruppen sind gleichzeitig auch die vier größten Versicherungskonzerne Europas, wie kürzlich die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) in der Beilage „Die 100 Größten“ veröffentlichte.

Jeder fünfte international tätige Online-Versicherer kommt aus Deutschland

Laut des Mount-Onyx-Berichts kommen 44 Prozent aller international tätigen Onlineversicherer aus Westeuropa. 29 Prozent hiervon sind deutschsprachig (Deutschland, Österreich, Schweiz).

Fast jeder fünfte internationale Player hat seinen Hauptsitz in Deutschland, gefolgt von Frankreich (acht Prozent), Italien (sieben Prozent) und Österreich (sechs Prozent).

Mount Onyx

Insgesamt sind in Europa 33 Versicherungsgruppen in mehr als einem Land mit Onlinekanälen vertreten. Darunter sechs Gruppen aus Deutschland, vier aus den Niederlanden und jeweils drei aus Frankreich, Österreich, dem Vereinigten Königreich und der Schweiz.

Das bedeutet, dass Deutschland mit diesen sechs Versicherungsgruppen fast 20 Prozent der europäischen Online-Versicherungskanäle bedient.

Quelle: VersicherungsJournal Verlag GmbH

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